Sie verlaufen zumeist im Grenzgebiet zu Israel und Ägypten – vor allem in der Nähe des Rafah-Grenzübergangs – und dienen unterschiedlichen Zwecken. Auch zwischen Häusern im Inneren des Gazastreifens verlaufen Tunnel, die als Fluchtwege für militante Kämpfer dienen.
Die gesamte Führung der Hamas versteckt sich nach israelischen Informationen seit Beginn der Offensive am 8. Juli in unterirdischen Betonbunkern. Ägypten hat bisher nach Militärangaben rund 1400 Tunnel zerstört, die in den Gazastreifen führten. Auch das israelische Militär spürt immer wieder unterirdische Tunnel auf.
Israels Armee hat nach eigenen Angaben seit Beginn der Offensive im Gazastreifen am 8. Juli 230 Mal unterirdische Tunnel angegriffen. Die in Richtung des israelischen Staatsgebiets gegrabenen Tunnel-Gänge werden oft in monatelanger mühsamer Arbeit ausgehoben und mit Zement verstärkt. So können bewaffnete Kämpfer über die Grenzen geschleust werden, um Anschläge zu verüben.
Israels Armee in Gaza
Geschäft der Hamas
Ein weiteres Ziel ist die Entführung von Israelis, bevorzugt Soldaten. Durch einen solchen Tunnel wurde 2006 auch der Grenzsoldat Gilad Schalit in das Palästinensergebiet verschleppt. Die im Grenzgebiet zu Ägypten gegrabenen Tunnel dienten jahrelang als Schmugglerwege und damit als «Lebensader» des blockierten Palästinensergebiets.
Mit der Entmachtung der mit der Hamas verbündeten Muslimbruderschaft vor einem Jahr begann Ägypten jedoch massiv gegen diese Tunnel vorzugehen und sie zu zerstören. Ägypten wirft der Hamas vor, zusammen mit der Muslimbruderschaft das Land zu destabilisieren. Mit der Zerstörung der Tunnel, die Ägypten zu Jahresbeginn noch massiv vorantrieb, haben sich die Ressourcen der Hamas stark verringert.
Schmuggel unterbunden
Der Schmuggel von Geld, Gütern und Waffen ist nahezu vollständig unterbunden. Dies trug massgeblich zum Druck auf das im Gazastreifen herrschende Hamas-Regime bei, das mehr als 40'000 seiner Mitarbeiter im öffentlichen Dienst keine Gehälter mehr zahlen kann. Die Zerstörungsmöglichkeiten mit Luftangriffen seien begrenzt, betonte Israel vor Beginn der Bodenoffensive immer wieder.
Die nach Israel führenden Tunnel würden meist erst im letzten Moment entdeckt, wenn die palästinensischen Kämpfer aus dem Ausgang herauskommen, erklärte der frühere Leiter des Einsatzkommandos der israelischen Streitkräfte, Israel Ziv. Es gebe auch ein ausgeklügeltes System mit Strom und Belüftung um die Tunnel herum. «Sobald man den Boden kontrolliert, kann man die Tunnel effektiv bekämpfen», sagte er.