In Kairo versammelten sich nach den Freitagsgebeten tausende Demonstranten in strömendem Regen auf dem zentralen Tahrir-Platz. Sie zogen zum Präsidentenpalast und riefen dabei Parolen wie «Freiheit» und «Mursi ist nicht rechtmässig». Oppositionsführer hatten die Menschen aufgerufen, ihre Proteste friedlich zu gestalten.
Trotzdem warfen etliche Jugendliche bei Einbruch der Dunkelheit mehr als 20 Brandsätze auf den Amtssitz von Mursi und zündeten ein Feuerwerk an der Aussenmauer des Geländes. Ein Dach innerhalb des Komplexes geriet dabei in Brand. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein.
Augenzeugen zufolge bewarfen sich in einer Seitenstrasse des Tahrir-Platzes Demonstranten und Sicherheitskräfte mit Steinen. Die Polizei setzte demnach scharfe Munition ein und verletzte mindestens zwei Demonstranten.
Schwarze Trauergewänder
In Alexandria forderten tausende Aktivisten die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit. In Mahalla al-Kubra verlangten die Demonstranten, dass der derzeit geltende 30-tägige Notstand am Suez-Kanal aufgehoben wird.
Selbst in Sagasig, dem Heimatbezirk des Präsidenten, gingen hunderte wütende Demonstranten gegen die Muslimbruderschaft auf die Strasse. In Port Said zogen Männer in schwarzen Trauergewändern durch die Strassen und skandierten: «Mursi ist der Feind Gottes.» Zu den Protesten aufgerufen hatte die oppositionelle Gruppe Nationale Heilsfront.
Am Donnerstag hatten die Muslimbrüder und Oppositionsgruppen in einer gemeinsamen Erklärung zum Gewaltverzicht aufgerufen.
«Wir haben das Mubarak-Regime mit einer friedlichen Revolution zu Fall gebracht, und wir sind entschlossen, dieselben Ziele genau so wie damals zu erreichen, ganz gleich, wie gross die Opfer oder die barbarische Unterdrückung sind», schrieb der Oppositionsführer Mohammed El Baradei via Twitter.