Die nigerianischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben das Hauptquartier der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram erobert. Soldaten übernahmen die Kontrolle über die Zentrale der selbsternannten Gotteskrieger in der Stadt Gwoza im Nordosten Nigerias, wie das Verteidigungsministerium auf Twitter mitteilte. Die Angaben konnten bislang nicht von unabhängiger Seite bestätigt werden.
Mit der Einnahme von Gwoza seien die drei umkämpften Bundesstaaten im Nordosten – Adamawa, Yobe und Borno – aus dem Machtbereich von Boko Harams befreit, sagte General Chris Olukolade, Sprecher der nigerianischen Armee. Dies sei nicht zuletzt dank der Unterstützung der Streitkräfte der Nachbarländer Tschad, Kamerun und Niger gelungen. Olukolade zufolge markiert die Einnahme Gwozas einen entscheidenden Schritt, damit «keine Reste des Terrorismus in unserem Land übrigbleiben».
Beim Kampf um das Boko-Haram-Hauptquartier seien mehrere Terroristen getötet und viele weitere verhaftet worden. Zudem sei viel Munition beschlagnahmt worden. In der Region des Bundesstaats Borno sei nun ein grosser Sucheinsatz im Gange, «um fliehende Terroristen oder Geiseln in deren Gewalt zu lokalisieren», sagte Olukolade.
Kürzlich hatte es Spekulationen gegeben, wonach Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau und seine treuesten Gefolgsleute sich dort aufhielten. Angeblich sollten auch Geiseln dort sein, darunter viele der mehr als 200 im vergangenen Jahr in Chibok entführten Schülerinnen. Auch für diese Berichte gab es jedoch keine Bestätigung.
Erfolg just einen Tag vor der Präsidentschaftswahl
Die Präsidentenwahl war ursprünglich Mitte Februar geplant und war im letzten Moment wegen der instabilen Sicherheitslage um sechs Wochen auf Samstag verschoben worden. Seither hat die Armee zahlreiche Erfolge im Kampf gegen Boko Haram vermeldet. Viele Nigerianer sehen dies jedoch mit Skepsis, da die Terrormiliz in den fünf Jahren zuvor trotz der Bemühungen der Streitkräfte stets mehr Macht und grössere Gebiete hatte an sich reissen können.
Pünktlich einen Tag vor der Präsidentenwahl vermelden nun die nigerianischen Streitkräfte den Grosserfolg gegen Boko Haram. Doch für eine Wiederwahl von Präsident Goodluck Jonathan kommt dies womöglich zu spät.
Die jüngsten militärischen Erfolge werden ihm womöglich kaum mehr nützen, da die Wähler sich wunderten, wieso die Regierung erst jetzt entschlossen gegen Boko Haram vorgeht.
Der Herausforderer Muhammadu Buhari warf Jonathan im Wahlkampf denn auch einen schleppenden Fortschritt im Kampf gegen die Terroristen vor. Buhari hat darum gute Chancen auf einen Wahlsieg.