SRF: Die Sprengkraft ist laut nordkoreanischen Angaben grösser als zuvor. Wie glaubhaft ist das?
Oliver Meier: Die Angaben Nordkoreas scheinen bezüglich der Sprengkraft zuzutreffen. Nach vorläufigen Analysen Südkoreas lag die Sprengkraft bei ungefähr 6 bis 7 Kilotonnen. Das wäre mehr als der Test im Jahr 2009 mit einer Sprengkraft von etwa 4 Kilotonnen.
Die nordkoreanischen Staatsmedien sprechen von einem verkleinerten und leichteren Sprengsatz. Lässt sich das überprüfen?
Von aussen nicht. Die von aussen messbaren seismischen Wellen und die freigesetzten spaltbaren Materialien geben keinen Aufschluss über die Grösse der Testbombe. Man muss sich auf die nordkoreanischen Angaben verlassen. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass ein Staat nach nur drei Tests in der Lage ist, einen Sprengkopf herzustellen, der klein genug ist, um auf Langstreckenraketen montiert zu werden.
Der Unterschied zwischen Uran- und Plutoniumbomben wird häufig als relevant bezeichnet. Was kann man da sagen?
Zum jetzigen Zeitpunkt kann man dazu nichts sagen. Wenn Spaltmaterial atmosphärisch freigesetzt wird, kann man dazu mehr sagen. Dann kann man herausfinden, ob wie in der Vergangenheit wieder eine Plutoniumbombe getestet wurde. Oder ob es Nordkorea erstmals gelungen ist, hochangereichertes Uran zur Explosion zu bringen.
Das ist relevant. Eine mögliche Abrüstung Nordkoreas ist schwieriger zu erreichen, wenn das Regime zwei Wege zur Bombe geschaffen hat. Anlagen zur Anreicherung von Uran sind viel schwieriger ausfindig zu machen als diejenigen zur Anreicherung von waffenfähigem Plutonium.
Die Bombe war stärker. Was bedeutet das militärisch?
Nordkorea ist in der Lage, verlässlich Atomsprengköpfe zu zünden. Der erste Test war nicht erfolgreich. Der zweite und der jetzige Test waren Erfolge. Mehr weiss man heute noch nicht. Es stellt sich aber die Frage: Kann Nordkorea mittel- oder langfristig Sprengköpfe für Raketen herstellen, um die USA direkt zu bedrohen? Das wird wohl noch einige Zeit dauern. Es sind noch viel mehr Tests notwendig, um eine solche Technologie zu beherrschen. Aber regional sind die Auswirkungen extrem, da nun die Nachbarstaaten bedroht sind.