Papst Franziskus hat bei seinem Besuch in Georgien die orthodoxen Christen der Südkaukasusnation zu Offenheit und Dialog aufgerufen.
Bei einer Messe im Micheil-Meschi-Stadion in Tiflis blieben allerdings die meisten Plätze leer. Der Grund: Die orthodoxe Kirchenführung des Landes sagte ihre Teilnahme am Gottesdienst kurzfristig ab. Bei der Ankunft am Freitag hatte eine kleine Gruppe ultrakonservativer Orthodoxer zudem gegen den Papstbesuch protestiert und Franziskus als «Antichrist» beschimpft.
«Es tut nicht gut, sich an ein in sich geschlossenes kirchliches ‹Mikroklima› zu gewöhnen», entgegnete Franziskus in dem nach einem sowjetischen Fussballstar georgischer Herkunft benannten Stadion der Kritik. Und weiter: «Es tut uns gut, weite und offene Horizonte der Hoffnung miteinander zu teilen, indem wir in unserem Leben den demütigen Mut aufbringen, die Türen zu öffnen und aus uns selbst hinauszugehen.» Im Stadion, das rund 27'000 Plätze hat, hatten sich lediglich 3000 Gläubige eingefunden.
Franziskus änderte Grusswort ab
Das Verhältnis zwischen dem Heiligen Stuhl und der georgischen orthodoxen Kirche ist nicht einfach. Patriarch Ilia II. hatte den Papst zwar am Freitag mit freundlichen Worten empfangen, einen ökumenischen Gottesdienst aber abgelehnt. Zur Messe im Stadion hatte der Vatikan dennoch zumindest eine Delegation erwartet.
Nach der Absage veränderte Franziskus sein vorbereitetes Grusswort zum Abschluss der Zeremonie und dankte den orthodoxen Gläubigen für ihr Kommen. In der ursprünglich vom Vatikan ausgegebenen Fassung wollte er den Vertretern der orthodoxen Kirche danken.
Am Sonntag in Aserbaidschan
Rund 84 Prozent der Georgier bekennen sich zu ihrer orthodoxen Landeskirche. Katholiken machen nach Behördenangaben mit 20'000 Gläubigen rund 0,5 Prozent der Bevölkerung aus. Der Vatikan spricht jedoch von rund 110'000 Katholiken.
Es ist die zweite Reise des Pontifex in den Südkaukasus in diesem Jahr. Ende Juni hatte Franziskus bereits Armenien besucht. Am Sonntag wird er im muslimischen Aserbaidschan erwartet.