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International Putin-Kritiker pfeift auf Hausarrest – und geht Milch kaufen

Der prominente Anwalt Alexej Nawalny hat sich kurzerhand seiner elektronischen Fussfessel entledigt. Nicht genug, gleich darauf verliess er das Haus. Der erklärte Putin-Gegner bezeichnet das juristische Vorgehen gegen ihn als «illegal».

Der in Russland populäre Jurist Alexej Nawalny hält nicht viel von den Verdikten seiner Berufskollegen in den Richterroben.

Nachdem er am Montag die elektronische Fussfessel zu seiner Überwachung mit einer Küchenschere durchgeschnitten habe, habe er am Dienstag seine Wohnung verlassen um Milch zu kaufen, schrieb Nawalny auf Twitter.

Verurteilt ohne Ankläger

Die Strafvollzugsbehörden erklärten, die Angaben, wonach Nawalny gegen seine Auflagen verstosse, würden überprüft. Das schreibt die Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Der charismatische Blogger und Widersacher von Russlands Präsident Wladimir Putin steht seit Februar 2014 unter Hausarrest.

Nahaufnahme einer zerschnittenen Fussfessel.
Legende: Alexej Nawalny hat seine Fussfessel einfach mit einer Schere entzwei geschnitten und ging danach Milch kaufen. Keystone

Am vergangenen Dienstag war Nawalny zu dreieinhalb Jahren Haft auf Bewährung und sein Bruder zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Sie sollen den französischen Kosmetikkonzern Yves Rocher um umgerechnet knapp eine halbe Million Euro betrogen haben. Obwohl Yves Rocher den Vorwurf zurücknahm, sprach das Gericht die Brüder schuldig.

Unverbesserlicher Protestierer

Dass er trotz der Bewährungsstrafe weiter unter Hausarrest stehe, sei «illegal», schrieb Nawalny auf Twitter. Der studierte Jurist erläuterte, bei einer Verurteilung auf Bewährung müsse der Betroffene umgehend auf freien Fuss gesetzt werden.

Nawalny hatte schon nach dem Schuldspruch vor einer Woche gegen den Hausarrest verstossen. Als er an dem Abend an einer nicht genehmigten Protestkundgebung in Moskau teilnehmen wollte, wurde er von Polizisten geschnappt und nach Hause gefahren.

Kreml hat Nawalny im Griff

Alexej Nawalny hatte sich als regierungskritischer Blogger einen Namen gemacht. In seinen Publikationen prangerte er insbesondere die Korruption in Russland an. 2011 und 2012 führte er Massendemonstrationen gegen Präsident Wladimir Putin an.

Im September 2013 durfte er noch zu den Bürgermeisterwahlen in Moskau antreten. Er war chancenlos, sein Wahlresultat aber beachtlich. Bei den nächsten Präsidentenwahlen in Russland wird er wohl kaum mitmachen dürfen.

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