Die Ausschreitungen am Rande des Europameisterschaftsspiels zwischen England und Russland rücken die Sicherheitspolitik der französischen Behörden in den Fokus.
Ignoranz der Behörden?
Helmut Spahn hat die Weltmeisterschafts 2006 in Deutschland in Sicherheitsfragen verantwortet. Er hat den französischen Behörden nach den Ausschreitungen Versäumnisse beim Kampf gegen Hooligan-Gewalt vorgeworfen. «Ehrlich gesagt ist es ein wenig erschreckend, dass die Franzosen die Standards der letzten 15 Jahre im Umgang mit Problem-Fans nicht wahrgenommen oder ignoriert haben», sagte der Sicherheitschef der WM 2006 der deutschen «Bild»-Zeitung.
«Die Bilder der Ausschreitungen zeigen, dass die französische Polizei der Lage stets hinterherrennt. Das war ja auch im Stadion so, als erst mal gar nichts passierte, bis die Spezialeinheit kam. Als Polizei muss man aber schon aktiv werden, bevor sich die Ausschreitungen überhaupt richtig entwickeln», erklärte Spahn.
Er kritisierte zudem die angeblich mangelhafte Zusammenarbeit der französischen Polizei mit szenekundigen Beamten aus den EM-Teilnehmerländern. Sein Urteil: «Ich glaube, dass sich die Probleme bei dieser EM kurzfristig nicht mehr lösen lassen.»
Sind Hooligans nicht gemeldet worden?
Die europäischen Länder müssten eigentlich Hooligan-Reisende melden und an der Ausreise hindern. Offenbar sei das aber nicht passiert, sagte Adolf Brack, ehemaliger Hooliganismusbeauftragte der Stadtpolizei Zürich, gegenüber SRF.
Er glaubt, dass Hooligans der beiden Fanlager die Konfrontation bewusst gesucht haben. Weiter bemängelt Brack die Sicherheitsvorkehrungen im Stadion. Die Abgrenzung der einzelnen Fanblocks sei in Marseille mangelhaft gewesen.
Politik und Uefa reagieren
Die französische Politik versucht nun mit Alkoholverboten, der Lage Herr zu werden. Innenminister Bernard Cazeneuve will auf den Fanmeilen der Austragungsorte den Transport und Konsum alkoholischer Getränke unterbinden.
Der Europäische Fussballverband droht den beteiligten Verbänden aus England und Russland gar mit dem Turnierausschluss , sollte es noch einmal zu Krawallen kommen.