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Soldat im Vordergrund spricht in ein Funkgerät
Legende: Russische Soldaten ohne Hoheitsabzeichen sichern eine Strasse auf der Krim (Archivaufnahme vom 28.3.2014). Keystone

International Russische Propaganda zur Ukraine und der Krim

In Russland «lenkt» Präsident Putin nicht nur die Demokratie, sondern auch den grössten Teil der Medien. Jetzt, ein Jahr nach der Annexion der Krim wird dies besonders deutlich, wie die Analyse einer russischen Nachrichtensendung und eines Dokumentarfilms über die Krim-Annexion zeigt.

Der feindliche Westen, die angeblich faschistischen Ukrainer. Es sind immer wieder dieselben Muster, die in staatlich kontrollierten russischen Medien auftauchen. Das zeigen allein einige Schlagzeilen der russischen Fernseh-Nachrichten «Vesti» vom 11. März:

Seit über einem Jahr ist die Ukraine das wichtigste Thema in den russischen Fernsehnachrichten. Wenn immer möglich werden diese durch besonders brutale und dramatisch wirkende historische Bilder etwa von Strassenkämpfen auf dem Kiewer Maidan ergänzt.

Die ukrainische Regierung wurde während Monaten konsequent als «Junta» bezeichnet. Russland hingegen, so der Tenor, stehe in der Auseinandersetzung mit der Ukraine friedfertig vor allem den eigenen Landsleuten bei.

Dramatisierender Dokumentarfilm

Russische Soldaten werden als die grossen Helden dargestellt, besonders in der vergangenen Woche, als die Krim-Annexion heroisch gefeiert wurde. Unter anderem mit einer mehrstündigen stark dramatisierenden Film-Dokumentation «Krim – der Weg in die Heimat» des russischen Staatssenders Rossija 1.

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Zwar wird im Film stets deklariert, wenn der Regisseur einzelne Szenen hat nachspielen lassen; Kirchenglockengeläut wechselt sich dann in schnellem Rhythmus ab mit Szenen explodierender Fahrzeuge, mit Massentumulten oder einem Mob, der alles klein schlägt, was ihm in den Weg kommt.

Dies erinnert eher an Action-Szenen aus einem James-Bond-Film und weniger an die wirklichen Ereignisse damals auf der Krim. Und immer wieder kommt staatsmännisch der grosse Retter der Nation, Russlands Präsident Putin, zu Wort. Putin schildert in einer Szene, was sich in einer Sitzung in der Nacht zum 23. Februar vor einem Jahr in Sotschi zugetragen haben soll, dem Tag der Schlussfeier der Olympischen Winterspiele.

Am 27. Februar 2014, vier Tage nach dieser nächtlichen Sitzung, besetzte eine schwer bewaffnete Kommando-Einheit ohne Hoheitsabzeichen das ukrainische Regional-Parlament in Simferopol auf der Krim. Moskau bestritt damals, dass es sich bei den Einheiten um russische Truppen handelte, später und jetzt auch im Dokumentarfilm gibt dies Putin aber zu.

Dennoch lässt Putin aber nach wie vor den Eindruck aufkommen, als ob Russland mit seiner militärischen Aktion auf der Krim lediglich reagiert habe. Auch die putschartig inszenierte Volksabstimmung über die Krim-Annexion sei von der Krimbevölkerung selbst veranlasst und nur auf deren Wunsch abgehalten worden.

Dabei ging es in den Februartagen vor einem Jahr, bevor die Krim annektiert wurde, grössteneils friedlich zu auf der Krim. Von einer Bedrohung der russischen Bevölkerungsmehrheit konnte keine Rede sein. Trotzdem wird immer wieder, so auch in der dreiteiligen Dokumentation, die Gefahr eines nationalistischen Gemetzels an den Krimrussen heraufbeschworen.

Der Film präsentiert dazu einen Kommandanten einer Miliz auf der Krim, der die angebliche Bedrohung schildert. Effektvoll ins Interview hineingeschnitten werden gestellte Szenen, in denen Selbstverteidigungsbarikaden gebaut werden.

Nach der umstrittenen Volksabstimmung wurde die Krim am 18. März 2014 von Russland offiziell annektiert. Die ukrainische Regierung und der Westen erachtet diesen Akt nach wie vor als völkerrechtswidrig.

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