Das Wichtigste in Kürze:
- Russland hat vorläufig alle Flüge nach Ägypten gestoppt
- Der Kreml will zudem russische Touristen aus Ägypten zurücktransportieren
- Grossbritannien hat das am Mittwoch verhängte Flugverbot teilweise aufgehoben
- Die angeordnete Rückreise britischer Touristen aus Scharm el-Scheich verzögert sich
Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Aussetzung aller Flüge von Russland nach Ägypten angeordnet. Zuvor hatte der russische Inlandsgeheimdienst FSB die Suspendierung aller Ägypten-Flüge empfohlen, bis die Ursache für den Absturz der Passagiermaschine auf dem Sinai geklärt sei.
Zudem sollten die Behörden den Rücktransport russischer Reisender aus Ägypten organisieren, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Behördenangaben zufolge befinden sich derzeit 45'000 Russen in Ägypten.
Kehrtwende um 180 Grad
Den Grund für die Rolle rückwärts des Kreml ortet SRF-Korrespondent Christof Franzen bei den Restriktionen der grossen europäischen Airlines, die ihre Flüge nach Scharm el-Scheich eingestellt haben. Ein neuerlicher Zwischenfall wäre für Putin innenpolitisch kaum zu verantworten gewesen. Deshalb also nun diese Kurskorrektur.
Die Geheimdienste der USA und Grossbritanniens gehen laut Medienberichten davon aus, dass eine an Bord geschmuggelte Bombe den Airbus-Absturz auf dem Sinai verursacht hat.
Der ägyptische Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte am Mittwoch erneut erklärt, er habe die Maschine zum Absturz gebracht. Der IS hatte bereits kurz nach dem Absturz behauptet, für diesen verantwortlich zu sein. Bislang hatten ägyptische und russische Behörden dies bezweifelt.
Verzögerung bei Evakuierung der britischen Touristen
In der Region sollen bis zu 20'000 Briten gestrandet sein. Die Rückführung der Touristen gestaltete sich heute schwierig. Ägyptische Behörden liessen keine zusätzlichen Flüge der Fluggesellschaft Easyjet von Scharm el-Scheich nach Grossbritannien zu, wie das Unternehmen mitteilte.
Acht Flüge seien betroffen. Es werde «auf höchster politischer Ebene verhandelt», um das Problem zu lösen.
Wie andere Fluggesellschaften wollte auch die britische Billig-Airline zusätzliche Maschinen in den Badeort am Roten Meer schicken, um gestrandete Touristen heimzufliegen. Der BBC zufolge könnten Probleme mit der zeitlichen Organisation der Starts und Landungen in Scharm el-Scheich der Grund sein.
Sky News meldet, dass die Fluggesellschaft Thomas Cook einen Flug zum Rücktransport der Touristen aus Scharm El-Scheich abbrechen musste. Die Maschine kehrte über Albanien um und flog zurück nach Manchester. Grund für die Rückkehr könnten fehlende Abfertigungskapazitäten vor Ort in Scharm el-Scheich sein.
Nach dem Absturz der russischen Passagiermaschine über dem Sinai vergangenen Samstag mit 224 Toten hatte London am Mittwoch die Flugverbindungen zwischen Grossbritannien und Scharm el-Scheich aus Angst vor Terroranschlägen vorübergehend gestoppt.
Rückreise nur mit Handgepäck
Für Freitag waren bisher mehr als 20 Flüge verschiedener Linien von Scharm el-Scheich nach Grossbritannien geplant. Der britische Botschafter in Ägypten sagte in Scharm el- Scheich, es gebe zusätzliche Sicherheitsmassnahmen, die einen sicheren Heimflug ermöglichten.
«Die zusätzlichen Sicherheitsmassnahmen beinhalten, dass die Passagiere nur Handgepäck mitnehmen dürfen und das andere Gepäck separat transportiert wird», sagte eine Sprecherin von Premierminister David Cameron am Freitag. Das Gepäck soll nachgeliefert werden.
Keine Probleme bei anderen britischen Airlines
Am Freitagmittag starteten die ersten zwei Easyjet-Maschinen in Scharm el-Scheich, um Touristen nach London zu bringen. An Bord waren dem Unternehmen zufolge rund 340 Passagiere.
Die Fluggesellschaft Monarch teilte mit, dass ihre fünf geplanten Flüge voraussichtlich stattfinden würden. Auch British Airways erklärte, es laufe alles nach Plan.