Die Zahl der Islamisten aus Deutschland, die sich derzeit in Syrien und dem Irak aufhalten, ist in den letzten Tagen sprunghaft angestiegen. Nach der neuesten Schätzung sind inzwischen mindestens 550 Radikale ins Kampfgebiet ausgereist, wie der deutsche Innenminister Thomas de Maiziére (CDU) dem Sender Phoenix sagte. «Bis vor wenigen Tagen haben wir noch 450 gesagt. Insbesondere im Vergleich zum letzten Jahr ist das ein hoher Anstieg.»
Zur Terrorgefahr in Deutschland sagte de Maizière, eine absolute Sicherheit vor Anschlägen gebe es nicht. «Wir tun das uns Mögliche, wir haben die Szene ganz gut im Griff.»
Von Terrorgruppen zu Einzelkämpfern
Die Behörden hätten rund 230 sogenannte Gefährder in Deutschland im Visier. «Das ist die höchste Zahl, die wir je hatten. Das sind Menschen, von denen nicht auszuschliessen oder sogar wahrscheinlich ist, dass sie einen Anschlag planen. Mit Umfeld reden wir dann über 1000 Leute.» Das sei sehr viel und die Lage ernst. «Aber Angst sollten wir nicht haben.»
Verändert habe sich zudem der Charakter möglicher Anschläge, sagte de Maiziére: «Früher hatten wir Sorge vor strategisch geplanten Gruppenanschlägen mit grosser Wirkung – Stichwort Sauerlandgruppe. Heute sind unsere Sorge Einzeltäter, die radikalisiert zurückkommen.»
Ende Oktober hatte der Verfassungsschutz vor einem rasanten Anwachsen der radikalislamischen Salafistenszene gewarnt. Inzwischen zähle diese Gruppe über 6300 Menschen, sagte Behördenpräsident Hans-Georg Maassen. Bis Jahresende könnten es 7000 sein. Vor wenigen Jahren haben man erst rund 2800 Salafisten gezählt.