Ernst Lüber war von der Wucht des Wirbelsturms «Matthew» überrascht, als er die Bilder aus Haiti sah. Der Chef für Hilfsprojekte der Glückskette wurde sofort an das Erdbeben vor sechs Jahren erinnert, die Bilder hätten sich stark geähnelt. Ausser dass dieses Mal eine andere Region von Haiti betroffen sei.
Immense Zerstörung
Deshalb stimme es nicht, dass nun die ganze Hilfe von damals umsonst gewesen sei. «Ich denke, was damals gebaut wurde, steht heute noch.» Er habe dies im Detail zwar noch nicht verifizieren können. Doch Lüber ist zuversichtlich, dass dem so sei.
Berichte, wonach es sich bei den zerstörten Zeltstädten rund um die Hauptstadt Port-au-Prince um provisorische Wohnsiedlungen der Erdbebenopfer handle, stimmten nicht. Diese Zelte und Hütten seien ein Teil der Slums von Port-au-Prince, sagt der Glückskette-Mitarbeiter.
Klar sei dennoch, dass die Schäden auf Haiti generell immens seien – offenbar viel grösser als im Osten Kubas, welchen «Matthew» ebenfalls getroffen hat. Auch dort hat der Wirbelsturm seine Spuren hinterlassen, Meldungen über Todesopfer gibt es aber bislang keine.
Verletzliches Haiti
Dass sowohl das Erdbeben 2010 wie nun auch der Wirbelsturm Haiti derart heftig heimgesucht hat, sei einfach Pech, sagt Lüber. Das immense Ausmass der Schäden hänge direkt damit zusammen, dass Haiti derart arm ist. «Wegen der Armut und der schlechten Regierung kann sich Haiti kaum auf Katastrophen vorbereiten», sagt er. Das Land sei deshalb sehr verletzlich.
Das war auch jetzt wieder der Fall. Die Behörden hätten zwar eine Warnung herausgegeben, nur wurde die Evakuierung nicht wirklich durchgesetzt und von der Bevölkerung entsprechend wenig befolgt. Trotzdem hofft die Glückskette, dass die Spenden auch dieses Mal wieder grosszügig fliessen.
Katastrophensichere Häuser
Denn auch wenn in Haiti alles etwas langsamer gehe und der Aufbau länger dauere als anderswo, sei das Geld gut investiert. «Wir stellen sicher, dass die Häuser, die wir aufbauen, einer nächsten Katastrophe standhalten werden», betont Lüber. Die aus Spenden gebaute Infrastruktur sei erdbeben- und sturmsicher – und ausserdem zweckmässig für die betroffenen Menschen.
Haiti habe mit dem Hurrikan «Matthew» nur sechs Jahre nach dem verheerenden Erdbeben einen herben Rückschlag erlitten. Doch von vorn müsse man nicht beginnen. «Auch Haiti entwickelt sich», sagt Lüber.
So hat Matthew in der Karibik gewütet
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Bild 1 von 13. Luftaufnahmen aus dem Westen Haitis zeigen die Zerstörung, die «Matthew» auf der Karibikinsel angerichtet hat. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 13. Es fehlt in Haiti am Nötigsten; insbesondere Wasser und Lebensmittel sind ein knappes Gut. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 13. Erste Hilfsgüter treffen aber langsam im gebeutelten Haiti ein. Männer entladen Boote mit Wasser und Lebensmitteln. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 13. Mehr als 900 Tote und Tausende Obdachlose: Die humanitäre Katastrophe nach «Matthew» ist enorm. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 13. Nach dem Sturm wird die Zerstörung sichtbar. Diese Schnellstrasse auf Kuba wurde mit Steinen übersät. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 13. Die Wellen kamen meterhoch. Was am Strand in Haiti nicht niet- und nagelfest war ... Bildquelle: Reuters.
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Bild 7 von 13. ... wurde weggefegt oder – wie dieses Boot – zerstört. Bildquelle: Reuters.
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Bild 8 von 13. Der Wirbelsturm hat die einfachen Behausungen vieler Haitianer stark beschädigt. Bildquelle: Reuters.
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Bild 9 von 13. Die Bewohner von Haiti versuchen, ihre zerstörten Häuser wiederherzustellen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 10 von 13. Sorgen bereitet den Helfern die Seuchengefahr – durch stehende Gewässer und Unrat. Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 13. Laut UNO benötigen mindestens 350'000 Menschen in der Karibik Hilfe. Etwa, weil sie nicht in ihre Häuser zurück können. Bildquelle: Reuters.
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Bild 12 von 13. Die Menschen schlagen sich durch wie dieser Mann in Les Cayes in Haiti. Noch sind die Hilfsorganisationen nicht da. Bildquelle: Reuters.
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Bild 13 von 13. Diese Frau von Les Cayes hat mit ihren Kindern Schutz in einer Schule gesucht. Vorerst müssen sie auf dem Boden schlafen. Bildquelle: Reuters.