Pjöngjang hat den USA und Südkorea mit militärischer Gewalt gedroht, sollten sie mit ihren Plänen für die Errichtung eines Raketenschilds auf südkoreanischem Boden ernst machen.
Die Demokratische Volksrepublik Korea werde eine «Gegenaktion» starten, sobald der Ort und der Zeitpunkt der Stationierung des Raketenschilds bestätigt würden, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA das Militär des Landes. Die Streitkräfte verfügten dazu über ausreichende moderne Mittel, hiess es weiter.
Die südkoreanische Regierung bezeichnete die Drohung aus dem Norden als «lächerlich». «Nordkorea muss zugeben, dass es selbst den Frieden und die Stabilität auf der koreanischen Halbinsel bedroht, und sich für seine Provokationen entschuldigen», sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Seoul.
Diplomatische Verbindungen gekappt
Zudem hat Nordkorea nach eigenen Angaben auch die letzten diplomatischen Verbindungen zu den USA gekappt. Das Land sei informiert worden, dass nunmehr sämtliche Kanäle geschlossen worden seien, meldete KCNA.
Grund dafür soll jedoch vor allem die Entscheidung der US-Regierung sein, den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un persönlich wegen Menschenrechtsverletzungen mit Sanktionen zu belegen. Alle Angelegenheiten würden nun im Rahmen des Kriegsrechts behandelt, meldete die Agentur weiter.
Kritik aus China
Washington und Seoul hatten am Freitag gemeinsame Pläne für die Stationierung eines Raketenabwehrsystems in Südkorea verkündet. Das Raketenschild THAAD richte sich einzig gegen Nordkorea, erklärten die Verteidigungsministerien beider Länder. Die Entscheidung stösst in Peking auf Kritik, da die Raketen auch in einem Konflikt mit China strategische Bedeutung für die USA hätten.
Wo genau und wann der Raketenschild stationiert werden soll, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Offenbar als Reaktion auf die Ankündigung testete Nordkorea am Samstag nach Angaben aus Seoul erneut eine von einem U-Boot abgefeuerte Rakete.
Widerstand der Bevölkerung
Der geplante Raketenschild stösst bei den Bürgern an den möglichen Standorten in Südkorea auf Widerstand. Am Samstag demonstrierten 3500 Menschen im Bezirk Chilgok. Sie beklagten, dass die Region seit der Stationierung von US-Truppen 1960 unter Stagnation leide.
Am Montag war eine Demonstration im Bezirk Eumseong geplant, um gegen die mangelnde Aufklärung der Bevölkerung über mögliche Gefahren der Abwehrraketen zu protestieren.
Immer wieder Abschüsse von Raketen
Nordkorea hatte im Januar eine Atombombe zu Testzwecken gezündet, es war Pjöngjangs vierter Atomwaffentest. Dem schlossen sich eine Reihe von Raketentests an. Der UNO-Sicherheitsrat beschloss deshalb Anfang März die bislang schärfsten Sanktionen gegen das isolierte Land.
Trotzdem feuerte Nordkorea im April erneut eine Rakete ab, offenbar auch von einem U-Boot. Vor gut zwei Wochen folgten Tests von zwei Mittelstreckenraketen, bei denen es sich vermutlich um Raketen des neuen Typs Musudan handelte.
Diese Raketen sollen eine Reichweite von bis zu 4000 Kilometern haben, womit sie auch den US-Stützpunkt auf der Pazifikinsel Guam treffen könnten.