Das Amt des Bundespräsidenten hätten Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen beschädigt, klagten Beobachter des Wahlkampfes in Österreich diese Woche. Die «Kronen Zeitung» konstatierte «unterstes Niveau». «Und die wollen in die Hofburg?», fragte das für gewöhnlich selbst wenig zimperliche Boulevardblatt.
Hohn, Spott und gegenseitige Verachtung
Es waren die Reaktionen auf ein denkwürdiges TV-Duell am Pfinstsonntag. Der Privatsender ATV hatte Hofer und Van der Bellen während 45 Minuten in einem leeren Studio und ohne Vorgaben debattieren lassen. Einen Moderator gab es nicht. «Wir versprechen, dass wir uns gut benehmen werden», versprach Norbert Hofer eingangs noch. Doch bald lief alles aus dem Ruder.
Da waren nur noch Spott, Hohn und gegenseitige Verachtung. Hofer bezeichnete seinen Kontrahenten als Kandidaten der Schickeria und «Lebensverlängerer des Systems». Van der Bellen reagierte auf eine Provokation seines Kontrahenten mit einer mittlerweile landesweit bekannten «Scheibenwischer»-Geste. Verunglimpfungen wie «Nachplapperer», «Lügner» oder «Schweinerei» schlugen sich die beiden Kandidaten in der Folge um die Ohren.
«Amt des Bundespräsidenten beschädigt»
Einen wesentlichen Teil der Sendung nahmen Vorwürfe darüber ein, was jeweilige Unterstützer des anderen in sozialen Netzwerken an Beleidigungen gepostet hatten. Zu einer inhaltlichen Debatte über Themen wie das Verhältnis zur EU, die Bekämpfung der Rekordarbeitslosigkeit und die Flüchtlingskrise kam es kaum.
Die Reaktionen auf das «rhetorische Freistilringen», wie die Agentur APA das Duell in der Folge bezeichnete, waren verheerend. Auch von einem «Schlamm-Catchen» war die Rede. Beide Kandidaten hätten sich auf Kindergartenniveau blamiert und das Amt des Bundespräsidenten beschädigt, sagte der Politikberater Thomas Hofer. In traditionellen und sozialen Medien wurde das missratene TV-Duell heftig diskutiert.
Van der Bellen bedauert, Hofer findet's in Ordnung
Die Kandidaten selbst werteten das aus dem Ruder gelaufene TV-Duell rückblickend unterschiedlich. Für die «Scheibenwischer-Geste» mochte sich Alexander Van der Bellen zwar nicht entschuldigen. Angesichts der gegenseitigen Verunglimpfungen sehe er keinen Anlass für eine einseitige Entschuldigung, sagte der unabhängige Kandidat.
Allerdings räumte der 72-Jährige ein, dass einiges schiefgegangen sei: «Wir sind entgleist», sagte er am Donnerstagabend in einer Debatte beim ORF: «Da ist einiges schief gegangen. Wir haben dem Gegenüber zuwenig Respekt gezeigt und uns teilweise nicht ganz präsidentiell verhalten.»
Norbert Hofer, ansonsten als das «freundliche Gesicht» der rechtspopulistischen FPÖ bekannt, vermochte der Kritik weniger abzugewinnen. «Wir sind am Höhepunkt des Wahlkampfes [...] und wenn man da zwei Gladiatoren in eine Arena sperrt, kann es schon passieren, dass die beiden etwas heftiger miteinander diskutieren.»
Rückkehr zu präsidialerer Rhetorik
Unter Leitung von Moderatorin Ingrid Thurnher verlief das letzte Aufeinandertreffen vor laufenden Kameras dann – zumindest in der Wortwahl – wieder deutlich gesitteter, ja geradezu staatstragend. Heftig gestritten wurde dennoch. Einmal mehr wurde ausführlich über das Amtsverständnis des Bundespräsidenten debattiert. Und Norbert Hofer zoffte sich mit der ORF-Moderatorin über die Darstellung eines angeblichen Attentats, das der FPÖ-Kandidat während einer Israel-Reise beobachtet haben will.
Die erste Auslandsreise als Bundespräsident dürfte Hofer dann in die Schweiz führen. Diese Absicht bekräftigte der Verfechter von mehr direkter Demokratie auch im ORF-Duell. Und tatsächlich stehen die Chancen dafür ziemlich gut: Die letzte Umfrage vom 12. Mai sah Hofer mit 53 Prozent der Stimmen vor Van der Bellen. Die Entscheidung fällen 6,4 Millionen Wahlberechtigte am Sonntag.