Italiens Innenminister Angelino Alfano schätzt die Lage im Land trotz der internationalen Bedrohung durch den Terrorismus insgesamt als sicher ein. Italien habe die Investitionen in Sicherheitsmassnahmen erhöht und Fortschritte im Kampf gegen die organisierte Kriminalität gemacht.
«Unser Land kann als sicher angesehen werden, in einem Umfeld, in dem es kein Null-Risiko gibt», sagte Alfano in Rom nach einer Sitzung des Ausschusses für Ordnung und öffentliche Sicherheit. Der Gesetzentwurf zur Sicherheit in den Städten gehöre zu den wichtigsten Massnahmen, die nach der Sommerpause angegangen werden müssten.
109 Terrorverdächtige ausgewiesen
Seit Jahresbeginn seien 85 mutmassliche Islamisten unter Terrorverdacht festgenommen worden. 109 Menschen wurden ausgewiesen; 110 ausländische Kämpfer («foreign fighter») hätten unter Beobachtung gestanden. Von ihnen seien 32 tot und 17 seien nach Europa zurückgekehrt.
Alfano warnte aber gemäss Medienberichten unter anderem vor einer Gefahr der Radikalisierung in den Gefängnissen. Dagegen seien bereits Schritte unternommen worden, die auch Erfolge zeigten.
Zahl der Straftaten gesunken
Die Polizei schnappte nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa in diesem Jahr zudem rund 1650 Mafiosi und 800 Schleuser. Die Zahl der Straftaten insgesamt sank in einem Jahr (August 2015 bis Juli 2016) demnach um sieben Prozent, es gab um elf Prozent weniger Morde.
Von fast 400 Mordtaten seien 50 Prozent der organisierten Kriminalität zuzurechnen gewesen, und fast 140 seien Fälle von «Femminicidio» gewesen, bei denen Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet wurden. Diese Taten sorgen in Italien seit Jahren für eine gesellschaftliche Debatte.
Verschärfte Sicherheitsvorkehrungen
Zum Höhepunkt der Tourismussaison am Feiertag Ferragosto hatten die Behörden in ganz Italien die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Tausende Gläubige, die zum Angelus-Gebet des Papstes auf den Petersplatz in Rom strömten, mussten gleich zwei Kontrollen passieren. An einer ersten Absperrung untersuchte die Polizei Taschen und Rucksäcke. Danach mussten die Besucher Sicherheitsschleusen mit Metalldetektoren passieren.
An den Stränden, an Fähren und an touristischen Attraktionen war verstärkt Polizei im Einsatz. In Pisa verlangte der Präfekt Attilio Visconti nach der Festnahme eines Tunesiers zusätzliche Sicherheitskräfte «mindestens bis zum Ende der Tourismussaison». Der Tunesier, dessen Ausweisung angeordnet wurde, soll einen Anschlag an einem historischen Torbogen oder womöglich sogar am Schiefen Turm von Pisa geplant haben.
Mailands Bürgermeister: Menschen in Sorge
Am Hafen von Neapel mussten Passagiere auf dem Weg zu den Ferieninseln Ischia und Capri wegen verschärfter Kontrollen länger warten. Auch vor Sehenswürdigkeiten, etwa vor dem Dom in Mailand, bildeten sich Schlangen. Bürgermeister Giuseppe Sala sagte dem Sender Rai24, es sei zwar gut, beruhige aber wenig, dass die Zahlen bei der allgemeinen Kriminalität etwas zurückgegangen seien. Die Menschen seien in Sorge.
Nach Berichten über Islamisten im Raum Mailand und IS-Kämpfern unter den Flüchtlingen sagte Sala, die Ankömmlinge müssten registriert werden, sobald sie auch nur den Fuss auf italienischen Boden setzten.
Anschlagspläne gefunden
Der libysche Geheimdienst hat einem italienischen Zeitungsbericht zufolge Hinweise auf IS-Kämpfer im Raum Mailand gefunden. In IS-Verstecken in der libyschen Dschihadisten-Hochburg Sirte seien Dokumente mit Namen und Anschlagsplänen gefunden worden, schrieb kürzlich der «Corriere della Sera».
Die libyschen Stellen seien bereit, die Namen an die italienischen Behörden weiterzugeben.
Erste IS-Etappe ist Italien
Mit der Einheitsregierung verbündete Milizen in Libyen hatten nach eigenen Angaben vor wenigen Tagen das libysche IS-Hauptquartier in Sirte erobert. Die in Sirte gefundenen handschriftlichen Notizen und Papiere, die teils von Bränden in Mitleidenschaft gezogen worden seien, würden nun entziffert und zusammengefügt, hiess es in dem Zeitungsbericht. Die Dokumente enthielten auch Informationen über die Rolle von IS-Anführern.
Dutzende, wenn nicht Hunderte von militanten IS-Anhängern seien in Richtung Europa aufgebrochen, eine erste Etappe sei Italien, hiess es in dem Bericht weiter. Teils kämen sie auf anderen Wegen, viele seien aber auch unter den Massen verzweifelter Menschen auf den Booten der Schlepper.