Die nigerianische Regierung hat jüngst eine Offensive gegen die Glaubenskrieger von Boko Haram gestartet. Seit Wochenbeginn seien dabei mehr als 300 Extremisten getötet worden. Die Soldaten hätten Waffen und Ausrüstung erbeutet und zum Teil zerstört, teilte die Armee mit. Ziel der Offensive sei es, elf Städte und Dörfer von Boko Haram zurückzuerobern.
«Wie erfolgreich diese militärische Offensive tatsächlich ist, kann niemand genau sagen», sagt Patrick Wülser, SRF-Afrikakorrespondent. Denn die Meldung stamme von der nigerianischen Armee selber und sei bisher nirgends bestätigt worden. «Allerdings gab es tatsächlich einige Erfolge der Allianz. Auf der anderen Seite gibt es aber auch wieder jeden Tag Anschläge und Selbstmordattentate von Boko Haram. Das hält sich in etwa die Waage», sagt Wülser.
Wahlverschiebung als politisches Manöver
Weil aber die Häufigkeit der Anschläge von Boko Haram in den letzten Wochen zugenommen hat, wurden die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen verschoben. Sie hätten eigentlich bereits am 14. Februar stattfinden sollen, sind nun aber auf Ende März verschoben worden.
Offizielle begründet die Regierung den Schritt damit, dass die Armee werde jetzt gebraucht werde, um gegen Boko Haram zu kämpfen. Sie könne die Sicherheit der Wähler nicht gewährleisten.
Wülser vermutet aber eher ein politisches Manöver dahinter. Denn die Sicherheitslage in Nigeria war in letzter Zeit nie gut. «Präsident Jonathan Goodluck erhofft sich wahrscheinlich, politisch profitieren zu können, wenn die Allianz Erfolge einfährt» und die Wahlen dann stattfinden würden, wenn die Wählergunst optimal für ihn sei, sagt Wülser.
Ob politisches Kalkül oder nicht – klar ist, dass Boko Haram angekündigt hat, die Wahlen mit allen Mitteln und Gewalt zu sabotieren. Denn Wahlen sind für Boko Haram ein Symbol für westliche Demokratie. Sie stehen genau für das, was die Terrormiliz bekämpft.
«Zusammenschluss wird eine Wende bringen»
Mittlerweile wütet Boko Haram nicht bloss in Nigeria. Sie verübte Anschläge auf Zivilisten in Tschad, Kamerun und Niger. Dass es deswegen zu einem Flächenbrand in der Region kommt, glaubt Afrika-Kenner Wülser jedoch nicht. Dafür seien diese Armeen stark genug. «Man rechnet damit, dass Boko Haram, etwa 6000 – 7000 aktive Kämpfer hat.» Die könnten zwar viel Zerstörung und Unruhe bringen und auch Terror verbreiten, «aber ich glaube nicht, dass deswegen die Stabilität einer ganzen geostrategischen Region bedroht ist.»
Zudem haben sich diese Länder gegen Boko Haram zusammengeschlossen. «Die Armee in Tschad ist eine Rebellenarmee, gewohnt zu kämpfen und gut ausgerüstet. Ich denke, das wird eine Wende bringen», sagt Wülser. Das sei wahrscheinlich auch der Grund, warum in den letzten Tagen erste Erfolge im Kampf gegen Boko Haram erzielt worden seien.