Am 28. April 1996 riss dem damaligen australischen Ministerpräsidenten John Howard der Geduldsfaden. An diesem Sonntagnachmittag mähte ein 28jähriger Mann 35 Menschen mit einer halbautomatischen Waffe nieder. Es war das schlimmste Massaker, das Australien je erlebt hat.
Howard handelte schnell. Innerhalb von zehn Tagen peitschte er ein Gesetz durch, das den Besitz von halbautomatischen Gewehren verbot und alle Waffen registrieren liess. Die Waffenlobby schäumte vor Wut und kündigte zivilen Ungehorsam an. Doch das war nur heisse Luft. Der Staat vernichtete eine Million Schusswaffen, die Säuberung gelang.
Amerika kann von Australien lernen
«Ein Erfolg für Australien», freut sich heute der konservative Politiker Malcolm Turnbull. In der «Rundschau» sagt er: «Australien und Amerika sind ähnliche Staaten. Aber die Amerikaner mit ihren liberalen Waffengesetzen haben – bezogen auf die Bevölkerung – fünfmal mehr Morde als wir.»
Eine Erfahrung, die dem amerikanischen Präsidenten nicht unbekannt sein dürfte. Dennoch bleibt Obama bis jetzt vorsichtig.
Heute hat Obama zwar eine Task Force unter seinem Vize-Joe Biden eingesetzt. Keine Spur von Eile, wie sie der australische Staatschef an den Tag gelegt hat. Waffen spielen für die amerikanische Identität eine grosse Rolle. Auf zehn Amerikaner kommen neun Schusswaffen.
Selbst die Waffenlobby stimmt im Nachhinein zu
So erteilt nun ausgerechnet ein erzkonservativer australischer Politiker dem liberalen Demokraten Obama einen Rat: «Obama sollte die Krise zu seinem Vorteil nutzen und eine Reform beim Waffenrecht durchführen», sagt Turnbull. «Der US-Präsident könnte von unserem ehemaligen Premier Howard etwas lernen.»
Seit 1996 gab es in Australien kein Massaker mehr, bei dem mehr als vier Menschen erschossen worden sind. Noch nie haben die Australier so schnell ein neues Gesetz durchgewinkt. Aber selbst die Waffennarren finden im Nachhinein, dies sei ein richtiger Schritt gewesen.