Auch an Schweizer Schulen sei der Amoklauf von Newtown natürlich Gesprächsthema, so Urs Bamert von der Kantonsschule Wiedikon (ZH). «Was da passiert ist, das macht mich zum einen natürlich persönlich sehr betroffen. Zum anderen sieht man in solchen Augenblicken aber auch, wie wichtig es ist, sich soweit als möglich auf so etwas vorzubereiten und Notfallpläne in der Tasche zu haben», so Bamert.
Was genau ein Notfallplan beinhaltet und welche Massnahmen dann getroffen werden – da will sich keiner der Verantwortlichen so recht in die Karten schauen lassen. Vigeli Venzin vom Mittelschul- und Berufsbildungsamt (ZH) möchte nur die Existenz des Papiers bestätigen. «Der Rest ist Top Secret und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.»
Ähnliches ist auch aus der Zürcher Bildungsdirektion zu vernehmen: «Darüber geben wir keine Auskünfte. Das sind Schutzmassnahmen, die vertraulich bleiben sollten», sagt Enrico Violi. Es gebe aber ein entsprechendes Handbuch, das jeder Schule im Kanton vorliegen sollte.
Training der Notfall-Abläufe im Vorfeld
Wegen der von Kanton zu Kanton unterschiedlichen Handhabung des Problems kann auch Gabriela Fuchs, Sprecherin der Erziehungsdirektorenkonferenz, keine genaue Auskunft geben. Sie verweist jedoch auf ein Papier des Kantons St. Gallen. Unter dem Titel «sicher! gsund!» wird hier Lehrern ein konkreter Leitfaden in die Hand gegeben.
Er reicht von Sofortmassnahmen (Einschliessen, Verbarrikadieren) über Alarmierungsnummern, das Verhalten im Klassenraum (Zettel an Fenster mit Schülerzahl und Handynummer) bis hin zum Verhalten gegenüber dem Attentäter (kein Dialog, auch wenn der Täter bekannt ist).
Laut dem St. Galler Papier ist es extrem wichtig, bereits im Vorfeld die Abläufe zu trainieren. Wie verläuft eine Evakuierung? Welche Personen übernehmen dabei die Führung? Das alles sollte vorab geklärt sein. Im Krisenfall bleibe für die Verteilung der Verantwortlichkeiten oftmals keinerlei Zeit, so das Papier.
Keine Extra-Schulungen wegen Ereignis in Newtown
In den Mittelschulen im Kanton Zürich habe jede Schule einen Notfallplan und einen Sicherheitsverantwortlichen, weiss Urs Bamert, der auch Präsident der kantonalen Schulleiterkonferenz ist. Weiter möchte er nicht ins Detail gehen.
Bamert verweist stattdessen auf die präventiven Massnahmen in den Schulen. «Es gibt einen speziellen Signalton. Der wird einmal im Semester bekannt gegeben.»
Dabei erfahre jeder Pädagoge, was er im Attentatsfall tun müsse, so Bamert. «Das ist aber ein allgemein gängiger Standard und hat jetzt nichts mit den Ereignissen in den USA zu tun.» Eine Extra-Schulung wegen der jüngsten Vorfälle werde es nicht geben.