- Der Kongo ist ein Land in höchster Not. Unzählige Konflikte haben über vier Millionen Menschen aus ihren Dörfern vertrieben. Mehr als zwei Millionen Kindern droht der Hungertod.
- Eine Geberkonferenz will heute 1,7 Milliarden Dollar zusammenbringen, um die derzeit grösste humanitäre Katastrophe auf der Welt zu lindern. Bis zur Stunde sind jedoch nur 530 Millionen Dollar zusammengekommen.
- Doch die kongolesische Regierung will die katastrophale humanitäre Lage im Land nicht wahrhaben.
13 Millionen Menschen im Kongo sind auf humanitäre Hilfe angewiesen – jeder Sechste im Land. Trotz unzähliger Aufrufe flossen nur spärlich Hilfsgelder. Einen Tropfen auf den heissen Stein, nannte sie der Generalsekretär der kongolesischen Bischofskonferenz, Abbé Donatien.
Das soll die Geberkonferenz, die heute in Genf stattfand, ändern. 1,7 Milliarden Dollar möchte sie sammeln, um die notleidenden Menschen in dem grössten Land südlich der Sahara mit dem Nötigsten zu versorgen.
Eine Katastrophe schrecklichen Ausmasses
Der Kongo ist heute ein Land, in dem Gewalt und Terror herrschen. In 10 der 26 Provinzen herrscht faktisch Krieg. Mörderbanden plündern ganze Dörfer, vergewaltigen und morden die Bewohnerinnen und Bewohner. Wer überlebt, der flieht.
4,5 Millionen Menschen sind bisher vertrieben worden, Zehntausende verstecken sich im Busch und in den Wäldern. Sie haben nichts zu essen und viele verhungern. 600'000 Menschen sind ausser Landes geflohen, über zwei Millionen Kinder drohen zu verhungern, wie Ida Sawyer von Human Rights Watch sagt.
Und Kabila steht im Zentrum
«Das ist das Resultat der diversen Krisen, die Präsident Joseph Kabila, dessen Regierung und Sicherheitskräfte nicht lösen können – oder wollen», sagt Sawyer.
Nicht nur als Krisenmanager ist Joseph Kabila umstritten. Vor anderthalb Jahren war sein Mandat als Präsident abgelaufen, doch Wahlen sind noch immer nicht in Sicht. Deswegen, und weil Kabilas Regierungsriege chronisch sowie äusserst brutal gegen Andersdenkende vorgeht, steht der Kongo seit Jahren in internationaler Kritik.
Gegen drei Dutzend Minister, mutmassliche Mörder und Milizionäre, hat die internationale Gemeinschaft zudem Sanktionen verhängt, die auch die Schweiz mitträgt. Sie dürfen nicht in ins Ausland reisen, ihre Vermögen sind gesperrt.
Für Informationsminister und Regierungssprecher Lambert Mende – auch er wegen Menschenrechtsverletzungen mit den Sanktionen belegt – ist das ein Affront. «Die Reichen können doch nicht einfach die Armen bestrafen. Wir sind doch nicht im Dschungel!»
Kabila redet die grosse Krise klein
Präsident Kabila will sich auch von der UNO nicht reinreden lassen, selbst wenn es um Menschenleben geht. Er hat die Geberkonferenz boykottiert. Internationale Hilfe sei nicht nötig, liess der Präsident verlauten. Die UNO übertreibe die humanitäre Krise. Dennoch sind bis zur Stunde 530 Millionen Dollar als Nothilfe zusammengekommen.
Der Chef des UNO-Nothilfebüros nennt die Summe erfreulich, auch wenn sie deutlich kleiner ist als die benötigten 1,7 Milliarden Dollar.