- Hunderte «Schatten-Diplomaten» sind gemäss einer internationalen Medienrecherche in kriminelle oder problematische Machenschaften involviert.
- Auch in der Schweiz soll es einige Fälle geben.
- Angestossen hat die Recherche das International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) und die US-Rechercheplattform ProPublica.
Mehr als 500 gegenwärtige oder frühere Honorarkonsuln sollen in Kriminalfälle, Skandale oder behördliche Ermittlungen verwickelt sein. Dies geht aus dem Projekt «Shadow Diplomats» hervor, an dem sich fast 60 Medien in 46 Ländern beteiligt haben.
Für die Schweiz war der Recherchedesk von Tamedia beteiligt, wie der «Tages-Anzeiger» publik gemacht hat. Problematisch ist laut dem Bericht vor allem, dass die ehrenamtlichen Diplomaten Privilegien geniessen, aber nur unzureichend kontrolliert werden.
Der Fall Schwarzenbach
In der Schweiz wirft ein Fall Fragen auf, der die Beziehungen zur Mongolei betrifft. Die Mongolei habe eine eigene Botschaft in Genf. Und sie beehre einen prominenten Vertreter in Zürich mit dem Posten des Honorarkonsuls, nämlich Urs E. Schwarzenbach, Kunstsammler und Mitbesitzer des Hotels Dolder Grand.
Schwarzenbach ist seit 2010 mongolischer Honorarkonsul. In die Schlagzeilen geriet er jüngst, als er drei wertvolle Kunstwerke unverzollt einführen wollte. Es kam zu Hausdurchsuchungen. Später kamen weitere Gemälde und Skulpturen hinzu, für die er ebenfalls keine Abgaben entrichtet hatte. Er musste knapp 200 Millionen Franken an Gebühren nachzahlen.
Über 100 Honorarkonsuln in der Schweiz
Zurzeit sind in der Schweiz 126 Honorarkonsuln von ausländischen Staaten akkreditiert. Besonders häufig sind es Anwälte und Treuhänder, Finanzberater oder Bankiers. Weiter ist auffällig, dass etliche der in der Finanzbranche tätigen Honorarkonsuln auch in teils umfangreiche Geschäfte mit Offshore-Firmen involviert sind. Diese stufen selbst Experten des Bundes als besonderes Risiko ein.
Oft üben in westlichen Ländern Menschen mit langer Berufserfahrung zum Beispiel in Wirtschaft oder Politik diese ehrenamtliche Funktion aus. Sie pflegen zum Beispiel Kontakte in das andere Land und beglaubigen Dokumente.
Laut der Recherche gibt es aber zahlreiche schwarze Schafe, die die Privilegien etwa bei Reisen gezielt ausnutzen – und die Titel seien zum Teil sogar käuflich. Der Recherche zufolge verschickte beispielsweise die deutsche Regierung seit 2020 fünf sogenannte Verbalnoten, um andere Länder über strafrechtliche Ermittlungen gegen deren Honorarkonsuln zu informieren.