Seit Tagen häufen sich in der Schweiz Klagen von Menschen, die Geld verschickt haben sollen – was aber nie angekommen sei. Die Rede ist von sogenannten Remittances. Das ist Geld, das Personen Familienmitgliedern oder Freunden ins Ausland schicken. Für viele Empfängerinnen und Empfänger sind solche Remittances lebenswichtig. Sie sind abhängig von ihnen.
Nun zeigen SRF-Recherchen: Einer der globalen Dienstleister hat seinen Dienst eingestellt. Betroffen sind Millionen Menschen. Seit dem 10. Juni geht nichts mehr bei Small World Money Transfer, einem Anbieter mit zwölf Niederlassungen in der Schweiz – etwa in Genf, Zürich oder Luzern.
Small World ist nach eigenen Angaben einer der führenden globalen Finanzdienstleister mit mehr als 250'000 physischen Standorten weltweit. Mit mehr als drei Millionen globalen Kunden gehört Small World zu den mittelgrossen Anbietern in diesem Segment.
Als sogenannter Remittances-Anbieter verschickt das Unternehmen Bargeld im Auftrag ihrer Kunden. Man bezahlt an einem Ort ein, und innerhalb von Minuten wird das Geld an einem anderen Ort der Welt wieder bar ausbezahlt. Meist geschieht dies gegen Vorweisen eines entsprechenden Codes. Für diesen Dienst nimmt der Finanzdienstleister eine Transaktionsgebühr.
Geld einbezahlt, aber nie angekommen
Die Recherchen decken auf, dass die britische Finanzmarktaufsicht FCA am 10. Juni schrittweise Transaktionen der Muttergesellschaft von Small World eingefroren hat. Da London als globaler Hub fungiert, wurde das globale Netzwerk schrittweise stillgelegt – auch in der Schweiz.
Am 18. Juni – also nur acht Tage später – hat die FCA Small World basierend auf dem britischen Insolvenzgesetz unter Sonderverwaltung gestellt. Zu den Gründen macht die FCA keine Angaben.
Eine Folge dieses gestaffelten Vorgehens: Der Online-Dienst von Small World war noch während Tagen erreichbar. Gelder wurden einbezahlt, aber nicht mehr ausbezahlt. Wie viele Menschen seither weltweit auf Geld warten, ist unklar – die Zahlen dürften nach Schätzungen aber in die Hunderttausende gehen.
Small World ist der Selbstregulierungsorganisation Polyreg angeschlossen und hat sich zur Einhaltung gewisser Standards gemäss Geldwäschereigesetz verpflichtet. Die Polyreg ist also beispielsweise zuständig für die Einhaltung der Sorgfaltspflicht.
Keine Auskunft und wenig Hoffnung
SRF hat Polyreg mit dem Entscheid der FCA konfrontiert und folgende Antwort erhalten: «Bezugnehmend auf Ihre Anfrage müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass wir aus datenschutzrechtlichen Gründen keinerlei Auskunft zu unserer aufsichtsrechtlichen Tätigkeit geben.» Auch die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma wollte sich auf Anfrage nicht zum Fall äussern.
Was aber jetzt schon klar sein dürfte: die Polyreg hat keine juristische Aufsicht über Ihre Mitglieder. Es besteht folglich auch kein Kunden- oder Gläubigerschutz. Small World hat auf Anfragen nicht reagiert, schreibt aber betroffenen Kunden, man bemühe sich, offene Beträge zu erfassen und später hoffentlich auch zu entschädigen. Da aber kein Gläubigerschutz besteht, dürfte die Chance, dass Betroffene, ihr Geld wiedersehen, eher gering sein. Der Ausfall trifft somit jene, die schon sonst nicht viel haben.