- Der Stadtrat der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa hat den Notstand ausgerufen.
- Innerhalb von 24 Stunden registrierten die Behörden am Dienstag in Lampedusa mehr als 5000 Bootsmigranten.
- Italiens Vize-Regierungschef Matteo Salvini bezeichnet die Ankunft der Migrantinnen als «Akt des Krieges».
Bürgermeister Filippo Mannino verlangte mehr Unterstützung für die kleine Insel, die unter «grossem Stress» stehe, wie er am Mittwochabend sagte. Die Bürger Lampedusas seien verzweifelt. «Jeder hat in irgendeiner Weise den Migranten geholfen, die Hilfe brauchten. Aber jetzt ist es wirklich an der Zeit, nach einer strukturellen Lösung zu suchen.» Zunächst war unklar, welche konkreten Auswirkungen die Ausrufung des Notstands in der Kommune hat.
Seit Montag haben Tausende Bootsmigranten die Insel zwischen Sizilien und Nordafrika erreicht – allein am Dienstag kamen mehr als 5000 Menschen an, wie aus Zahlen des Innenministeriums in Rom hervorging. Italiens Rechtsregierung beschloss bereits im April wegen der hohen Migrationszahlen über die Mittelmeerroute landesweit einen Notstand.
«Akt des Krieges»
Am Hafen spitzte sich die Lage am Mittwochnachmittag zu. Hunderte Migranten versuchten nach übereinstimmenden Medienberichten, den Hafen zu verlassen und Absperrungen zu durchbrechen. Wie auf Videos zu sehen war, drängte die Polizei die Menschen zurück. Die zuständige Finanzpolizei wollte sich am Abend dazu auf Nachfrage nicht äussern.
Italiens Vize-Regierungschef Matteo Salvini hat die Ankunft von Tausenden Bootsmigranten auf der kleinen Mittelmeerinsel Lampedusa als «Akt des Krieges» bezeichnet. «Es ist keine spontane Episode, sie ist offensichtlich organisiert, finanziert und vorbereitet», sagte der Politiker der rechtspopulistischen Lega-Partei am Mittwochabend bei einer Veranstaltung vor Journalisten.
Lampedusa ist immer wieder Brennpunkt
Die Insel zwischen Sizilien und Nordafrika gehört seit Jahren zu den Brennpunkten der Migration nach Europa. Die Situation am Dienstag war unübersichtlich, weshalb zunächst von 2500 Ankömmlingen die Rede war.
Nach einer Zeit, in der weniger Migranten auf der Insel landeten, muss Lampedusa wieder mit Tausenden Neuankömmlingen zurechtkommen. Nach Zahlen des Innenministeriums in Rom wurden seit Beginn des Jahres bereits mehr als 123'800 Menschen registriert, die auf Booten Italien erreichten – im Vorjahr waren es von Januar bis Mitte September 65'500. Sollte der Trend anhalten, könnte bis Ende des Jahres gar die Rekordzahl von 2016 übertroffen werden. Damals kamen 181'000 Menschen.