Mit Naruhito bricht das neue Zeitalter der «schönen Harmonie» in Japan an. Dem 59-jährigen Kaiser wird es in seiner Amtszeit auch darum gehen, die strikten Regeln der uralten japanischen Monarchie mit der Lebenswirklichkeit in Einklang zu bringen.
Dies wurde schon 2004 deutlich, als er in ungewöhnlich deutlicher Form die unfaire Behandlung seiner Frau anprangerte. Der Palast ersticke die Persönlichkeit seiner Frau, sagte er 2004 vor den Medien: «Mir erscheint Masako erschöpft durch ihre Bemühungen in den vergangenen zehn Jahren, sich dem Leben als Mitglied des Königshauses anzupassen.»
Leiden unter den royalen Pflichten
Tatsächlich war Naruhitos Frau Masako zwischenzeitlich psychisch angeschlagen. Die Harvard-Absolventin litt während Jahren unter dem Druck, den der Hof auf sie ausübte. Später entschuldigte sich Naruhito für seine Äusserungen, forderte aber, dass die «royalen Pflichten» der modernen Zeit angepasst werden müssten.
Aus dem Königspalast, in dem Naruhitos öffentliche Kritik für Aufregung gesorgt hatte, hiess es noch im selben Jahr, dass Masako praktisch seit Beginn ihrer Ehe wegen einer durch Stress verursachten «Anpassungsstörung» in Behandlung sei.
Naruhito heiratete die drei Jahre jüngere Masako 1993. Sie stammt aus einer Diplomatenfamilie und hat an den britischen Elite-Unis Harvard und Oxford studiert. Für ihre Rolle an der Seite des künftigen japanischen Kaisers gab sie eine vielversprechende Diplomatenkarriere auf.
Von der Familie erzogen, im Ausland studiert
Dass der künftige Kaiser Naruhito sich dem Zwang des Palasts nicht genauso unterwerfen wird wie seine Vorgänger, zeichnete sich schon in seiner Kindheit ab. Er ist der erste japanische Kaiser, der im Kreise seiner Familie aufwuchs und nicht von Gouvernanten und Hauslehrern erzogen wurde.
Nach einem Geschichtsstudium in der Heimat hat Naruhito während eines zweijährigen Studiums in Oxford in den 1980er-Jahren ausserdem den Duft der Freiheit genossen. Er stürzte sich ins Studentenleben und kam dabei auch mit der britischen Königsfamilie in Kontakt. Von dieser Zeit relativer Freiheit fern der Heimat spricht Naruhito noch heute mit Begeisterung.
Auch die Kaiserin miteinbeziehen
Palastbeobachter gehen davon aus, dass er sich als erster Kaiser, der im Ausland studiert hat, stärker auch auf globale Fragen konzentrieren wird, als dies sein Vater tat.
Zudem dürfte Kaiserin Masako eine wichtigere Rolle einnehmen, als ihre Vorgängerin. So trat sie in letzter Zeit vermehrt an der Seite Naruhitos auf. Sie half Naruhito etwa, eine Rede an einer Gewässerschutzkonferenz vorzubereiten. «Die beiden ergänzen sich und werden ihre Fähigkeiten noch stärker entfalten», ist sich der japanische Historiker Isao Tokoro sicher.
Nach der Abdankung Akihitos will Naruhito «immer an der Seite des Volkes sein» und mit ihm «Freude und Leid teilen», wie er im Februar erklärte. Beobachter rechnen damit, dass Naruhito und Masako die kaiserliche Rolle der Chef-Tröster in Japan weiterführen werden, die nach Naturkatastrophen und anderen Unglücken die Betroffenen stärken.