Besucher drängen sich im Supermarkt und Souvenir-Shop von Henari. Auf dem Parkplatz stehen rund 150 Autos, dabei hat Henari gerade Mal 17 Einwohner. Aufkleber, Süssigkeiten, Notizblöcke, Schlüsselanhänger. Sogar Weine liegen aus – alle mit zwei Zeichen bedruckt: «Heisei», die beiden Zeichen der Ära unter Kaiser Akihito.
Dabei begann vor 30 Jahren alles mit einem kleinen Missverständnis: Das Dorf heisst gar nicht Heisei, sondern Henari, es wird aber mit denselben Schriftzeichen geschrieben. «Ich dachte damals: ‹Die neue Ära heisst genau so wie unser Dorf, das ist ja phänomenal›. Und dann kamen Fernsehsender, Zeitungen aus dem ganzen Land hierher», erinnert sich Shigetaka Mori. Mori ist in Henari aufgewachsen. Er leitet den Supermarkt- und den Souvenir-Shop.
Auf den «Heisei»-Zug aufgesprungen
Dass das Dorf anders ausgesprochen wird, war schnell bekannt. Doch das schien niemanden zu stören, die Zeichen waren ja dieselben. Nur war das Dorf dem nationalen Interesse am Anfang nicht gewachsen. Auf der einspurigen Dorfstrasse stauten sich in den ersten Wochen täglich mehrere hundert Autos.
Schliesslich baute man den grossen Souvenir-Shop direkt an der Hauptstrasse, noch vor dem Dorfeingang. Die Bauern freuten sich, dass ihre Shitaki-Pilze plötzlich so beliebt waren. Und schnell merkten die Bewohner, dass sie eigentlich alles verkaufen konnten.
Es ist eigentlich lustig, weil wir nicht Geld mit den Produkten verdienen, sondern nur mit dem Namen.
«Es ist eigentlich lustig, weil wir nicht Geld mit den Produkten verdienen, sondern nur mit dem Namen. Zuerst kommt der Name, erst dann das Produkt.» – Shigetaka Mori wirkt, als könne er sein Glück noch nicht ganz fassen – auch 30 Jahre danach. Doch was passiert, wenn Japan am Mittwoch einen neuen Ära-Namen bekommt? Ist dann alles vorbei?
Der «Heisei»-Supermarkt und der Souvenir-Shop werden weitergeführt, sagt Mori. Er setzt ganz auf Nostalgie: «Dies wird ein Ort werden, an dem sich die Besucher an die gute alte ‹Heisei›-Zeit zurückerinnern können.» Erinnerungen gibt es jetzt schon zu kaufen. Zum Beispiel die Dosen, die direkt neben dem Eingang aufgestapelt sind. Sie sind abgefüllt mit nichts anderem als Luft aus dem Dorf. Auf dem Etikett steht «Heisei-Luft». Sie kosten umgerechnet 10 Franken.