- Seit einigen Tagen steigen die Fallzahlen in Thailand. Nun reagiert das Land mit verstärkten Massnahmen.
- Dazu gehören auch Handy-Apps, mit denen die Regierung Personen überwachen kann.
- Touristen müssen zwei Wochen in die Selbstquarantäne.
Die deutsche Studentin Sophie Schmidt hat mit den neuen Massnahmen bei der Einreise nach Thailand ihre Erfahrungen gemacht.
Am Flughafen sei es nicht so voll wie es normalerweise sei, erzählt Sophie. Alle hätten ein Einreiseformular ausfüllen und dazu noch eine App herunterladen müssen.
In der App muss man jeden Tag ein Gesundheitscheck-Formular ausfüllen.
«AOT Airports App» heisst die Applikation, die alle Einreisenden seit Mitte März an den thailändischen Flughäfen auf ihr Handy laden und darauf Angaben zu ihren Flügen und letzten Aufenthaltsorten machen müssen. Seit dem vergangenen Wochenende müssen Ausländerinnen und Ausländer bei der Einreise ausserdem ein Gesundheitszertifikat und eine Krankenkassendeckung von 100'000 US-Dollar vorlegen. Dann geht es für 14 Tage in die Selbstquarantäne. So erging es auch der 20-jährigen Sophie Schmidt.
«In dieser App muss man dann jeden Tag so ein Health-Check-Formular ausfüllen. Symptome, die man hat oder nicht hat und das einmal am Tag», erzählt Sophie. Zudem müsse man den Behörden erlauben, dass sie den aktuellen Standort abrufen können.
Optionen - aber keine freie Wahl
Eine ähnliche Tracking-App, die ebenfalls von der Regierung angewendet wird, hat das thailändische Tech-Startup Articulus entwickelt. Ihre App «SydeKick for ThaifightCOVID» ist eine Applikation, mit der Eltern den Aufenthaltsort ihrer Kinder anfordern können. Kongphan Chamrat, der CEO von Articulus, erklärt, wie die App funktioniert.
Die Regierung könne jenen, die in Selbstquarantäne sind, über die App eine Ortsanfrage schicken. Die Behörden könnten einen nicht ausspionieren. Vielmehr müsse man auf die Anfrage reagieren. Erst wenn der Betroffene nicht antworte, würden die Behörden jemanden zum registrierten Aufenthaltsort schicken.
Wenn die Regierung die Leute überwachen wollte, könnte sie das schon heute.
Datenschützerische Bedenken wischt App-Entwickler Chamrat vom Tisch. Schon heute hätte die Regierung die Möglichkeit, die Leute mithilfe der Mobilfunkanbieter zu überwachen. Zudem gäbe man in vielen Fällen heute bereits freiwillig Aufenthaltsorte bekannt: auf Facebook oder Google.
Grund zum Optimismus
Tracking-Apps sind jedoch nicht die einzigen Massnahmen, die die thailändische Regierung ergriffen hat. Universitäten und Schulen sind seit Mitte März geschlossen. Seit Sonntag bis mindestens am 12. April sind auch Einkaufszentren, jeglicher Art von Unterhaltungsorten geschlossen.
Der zunehmende Bedarf an digitalen Lösungen in der Zeit von Corona birgt für den Software-Entwickler aber auch Chancen.
«Jetzt, da so viele Leute von Zuhause arbeiten, sind wir angewiesen auf technologische Lösungen», sagt Chamrat. Auch E-Learning und Online-Lösungen im Medizin-Bereich seien jetzt gefragt. Viele Leute würden merken, dass es effizienter und billiger ist, mithilfe solcher Applikationen von Zuhause aus zu arbeiten.
Die Mutter kauft ein
Auch die Studentin Sophie Schmidt, die im Empiral College London Chemie studiert, ist in ihrer Selbstquarantäne bereits auf die Online-Welt ausgewichen.
«Meine Uni wurde jetzt abgesagt, dafür haben wir nun alle Kurse online», sagt sie. Und für einen vollen Kühlschrank braucht die Studentin keine Lieferdienst-App. Einkaufen geht ihre Mutter. Sie musste nicht in Selbstquarantäne.