Bäuerin Amina Hussein ist zufrieden mit der Maisernte dieser Saison. Der viele Regen hat Tansania eine überdurchschnittliche Ernte gebracht. Doch in den letzten Jahren war es oft zu trocken. Dazu kommt, dass Schädlinge wie der Maiskäfer, die Stengelbohrermotte oder der Heerwurm die Ernten teilweise massiv dezimieren.
«Oft mussten wir einen grossen Teil des Mais wegwerfen, weil er von Käfern zerstört wurde – und wir blieben hungrig», erzählt Bäuerin Amina Hussein.
Schädlinge verenden im Sack
Mais ist das wichtigste Nahrungsmittel in Tansania. Die Bauern sind Selbstversorger. Wenn der Mais nicht bis zur nächsten Ernte reicht, dann wird es problematisch.
Die Hilfsorganisation Helvetas propagiert deswegen, dass die Bauern luftdichte Säcke zur Lagerung verwenden. Darin lässt sich der Mais länger lagern, weil die Schädlinge in den Maiskörnern nach kurzer Zeit im Sack ersticken. So wird das Getreide nicht auch noch nach der Ernte von Insekten angegriffen. Es bleibt mehr zum Essen.
Die Universität Zürich führt in Tansania ein Forschungsprojekt mit rund 1000 Bauern durch. Die Hälfte davon erhielt luftdichte Säcke. Danach wurden alle Bauern per SMS befragt. Bei den Bauern mit den neuen Säcken hat sich die Nahrungssicherheit deutlich verbessert.
Matthias Huss von der Universität Zürich: «Wir konnten beobachten, dass sich die Situation für ein Drittel der Leute, die normalerweise Hunger leiden in der Dürreperiode, verbessert hat. Die Familien hatten genügend zu essen.»
Politik und Wirtschaft empfehlen gegen den Hunger in der Welt oft die Steigerung der Produktion. Dafür braucht es mehr Dünger und Spritzmittel, das kostet und ist schlecht für die Umwelt. Auch die Mechanisierung der Landwirtschaft kann helfen. Aber auch dann sind Ressourcen wie Wasser und Land nicht unbegrenzt vorhanden.
Deshalb mache es Sinn, so Forscher Huss, wenn man die Ernte nicht verderben lasse. Der nachhaltige Umgang mit Nahrungsmitteln ist auch ein Thema am High Level Political Forum der UNO Mitte Juli 2018, wo eine Zwischenbilanz zu den Entwicklungszielen gezogen wird.
«Ich bin froh um die Säcke»
Die grösste Herausforderung in Tansania ist, die Bauern zu überzeugen, künftig selbst luftdichte Säcke zu kaufen. Die Säcke bestehen aus zwei bis drei Schichten. Die äussere zur Stabilisierung, die inneren hermetisch verschliessbar. Sie kosten zwei Franken, rund drei Mal so viel wie die üblichen luftdurchlässigen Getreidesäcke.
Eine Investition, die sich lohne, so Martin Fischler von Helvetas. Er schätzt, dass einem Kleinbauer dank den Säcken von seiner Maisernte bis zu 150 Kilogramm mehr bleibt.
Bäuerin Amina Hussein ist davon überzeugt: «Mein Mais ist bis heute gut geblieben. Ich bin froh um diese Säcke und werde sie in Zukunft kaufen.» Doch nicht alle Bauern können oder wollen sich die Säcke leisten, stellt auch Helvetas fest.
Die Organisation versucht deshalb, eine ganze Wertschöpfungskette aufzubauen – von der Produktion über den Verkauf bis zur Nutzung des Sacks oder von Silos. Finanziert wird das Projekt durch die Direktion für Entwicklungszusammenarbeit (Deza) mit 10,8 Millionen Franken.
Erfolgreiches Projekt in Südamerika
Die luftdichte Getreideaufbewahrung war übrigens schon einmal ein Erfolg der Schweizer Entwicklungshilfe. In Südamerika propagierte die Deza in den 1980er Jahren die Lagerung von Bohnen und Mais in Metallsilos. Auch nach dem Rückzug der Schweizer nahm die Zahl dieser Silos weiter zu.
Doch das Training von Handwerkern, welche die Silos herstellen, und das Überzeugen von Bauern, sich in Gruppen zusammenzuschliessen, um ein Silo zu kaufen, ist nicht einfach. In Kenia und Malawi zeigte ein vergleichbares Projekt vor einigen Jahren wenig Erfolg. Luftdichte Plastiksäcke scheinen heutzutage in Afrika eine einfacher anzuwendende Alternative zu sein.