Kommenden Montag ist es so weit: Die ersten Massnahmen, die der Bund im Kampf gegen das Coronavirus eingeführt hatte, werden aufgehoben. Viele Experten warnen gleichzeitig, dass es Normalität erst geben werde, wenn ein Impfstoff da sei. Deshalb suchen Forscherinnen und Pharmafirmen fieberhaft nach einem Mittel.
Die internationale Impfstoff-Organisation namens Cepi mit Hauptsitz im norwegischen Oslo verfolgt dieses Ziel. «Eine Katastrophe gab den Anlass, Cepi ins Leben zu rufen», erzählt Vizedirektor Frederik Kristensen. Während der Ebola-Epidemie von 2014 bis 2016 in Westafrika starben über 11'000 Menschen – obwohl es einen Impfstoff gab. Dieser war aber nicht rechtzeitig bereit.
Das Problem: Ein Impfstoff gegen eine Krankheit in Afrika versprach zu wenig Gewinn für Pharmakonzerne, das bremste die Entwicklung enorm. «Cepi soll verhindern, dass Ähnliches wieder passiert, ob in Afrika oder weltweit», sagt Kristensen.
Man könne sich nie vollständig auf eine Pandemie wie Covid-19 vorbereiten, aber Cepi habe wertvolle Vorarbeit geleistet. Zum Beispiel finanziert die Organisation die Erforschung neuartiger Impfstofftypen, die schneller als herkömmliche Varianten entwickelt werden können.
Es könnte bis Ende 2021 dauern
Zwei dieser Impfstoffe gegen Covid-19 werden nun bereits klinisch getestet. Ein solch paralleler Ansatz ist wichtig, da die meisten potenziellen Impfstoffe im Verlauf der Entwicklung scheitern. Er ist aber auch sehr teuer. Das global gut vernetzte Cepi hat bisher 700 Millionen Dollar gesammelt, von einigen Ländern – darunter von der Schweiz – und von Stiftungen.
Nun müsse aber das Tempo noch weiter erhöht werden, sagt Kristensen. Was sonst nacheinander gemacht werde, müsse nun gleichzeitig passieren. Zum Beispiel sollen von einzelnen Impfstoff-Kandidaten bereits grosse Mengen hergestellt werden, bevor man überhaupt weiss, ob sie funktionieren. Das verkürzt die Entwicklungszeit. Aber eine Pharma-Firma würde dieses finanzielle Risiko niemals eingehen können.
Eine Frage der Solidarität
Trotz aller Anstrengungen, sagt Kristensen, wird der Impfstoff noch zehn bis 16 Monate auf sich warten lassen und anfangs knapp sein. Es drohe die Gefahr, dass die mächtigsten Länder ihn für sich reklamieren werden. «Das wäre schrecklich, weil die ärmsten Länder künftig am schwersten unter Covid-19 leiden werden.»
Cepi schlägt darum vor, dass sich die Weltgemeinschaft darauf einigt, wer den Impfstoff am dringendsten braucht und zuerst bekommt – zum Beispiel das Pflegepersonal und die Risikogruppen in allen Ländern.
Wenn man sieht, wie alle gerade nur für sich schauen, kommen Zweifel, ob das funktionieren wird. Man kann nur hoffen, dass der Impfstoff möglichst bald und in möglichst grossen Mengen zur Verfügung steht.