Am morgigen 16. April will der Bundesrat mitteilen, wie es weitergehen soll mit den getroffenen Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Schon heute will die Regierung in Deutschland über ihre nächsten Schritte informieren. Eine wissenschaftliche Studie zu Covid-19, die eine Prognose für die nächsten Jahre wagt, könnte ausschlaggebend sein. Sie zeichne allerdings ein düsteres Bild, sagt SRF-Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel.
SRF News: Inwiefern zeichnet die neue Studie ein düsteres Bild?
Katrin Zöfel: Die Idee, dass das neue Coronavirus wie sein nächster Verwandter, das Sars-Virus, einfach wieder verschwindet, ist mit dieser Studie vom Tisch. Es etabliert sich ähnlich wie ein neues Grippevirus, das kommt und bleibt. Wenn die Forscher aus den USA recht behalten, müssen wir bis ins Jahr 2022, also noch eine ganze Weile, mit Einschränkungen leben, unter anderem mit dem «Social Distancing», das wir schon kennen. Und womöglich wird es stärkere Ausbrüche bis in den Winter 2025 hinein geben.
Wie ernst nehmen Sie diese neuen Erkenntnisse?
Es sind die Schlüsse, die man aus allem, was man jetzt weiss, ziehen kann. Die Studie stammt von renommierten, umsichtigen Forschern, unter anderem vom Epidemiologen Marc Lipsitch von der Harvard Universität in Boston. Es lohnt sich also, ihnen zuzuhören. Aber es sind Berechnungen, und die haben natürlich Unsicherheiten. Es kann schlechter oder besser laufen.
Ein Impfstoff wird das Bild komplett ändern.
Ein grosser Unsicherheitsfaktor ist, dass man noch nicht weiss, wie lange eine Immunität anhält, nachdem jemand die Infektion durchgemacht hat. Andersherum: Sobald es ein Medikament gibt, das bewirkt, dass weniger Menschen schwer erkranken, sieht das Bild sehr viel besser aus.
Das heisst, wenn in absehbarer Zeit ein Impfstoff auf den Markt kommt, stimmt diese Prognose nicht mehr?
Ein Impfstoff wird das Bild komplett ändern – zumindest wenn es gelingt, wirklich einen Grossteil der Weltbevölkerung zu impfen. So weit muss man aber erst einmal kommen, finanziell und organisatorisch. Und bei allen Bemühungen: Es ist auch möglich, dass wir keinen Impfstoff bekommen.
Es läuft also auf einen Wechsel zwischen Lockerungen und Verschärfungen hinaus. Was heisst das für die Entscheidungen dieser Woche?
Es macht klar, wie kompliziert es wird. Wenn man die Massnahmen an einigen Stellschrauben lockert, weiss man nur ungefähr, was passiert. Das heisst: Es kann nur gut gehen, wenn es gelingt, genau hinzuschauen, wie sich die Fallzahlen entwickeln. Und wenn die Zügel wieder angezogen werden, sobald die Zahlen zu hoch sind.
Das Gespräch führte Claudia Weber.