Worum geht es? Dänemark speichert Kohlendioxid im Meeresgrund unter dem dänischen Teil der Nordsee. Dänemarks Kronprinz Frederik hat am Mittwoch den Startschuss dafür gegeben. Auf dem früheren Ölfeld Nini West sollen bis Anfang April in der Pilotphase des Projekts Greensand bis zu 15’000 Tonnen verflüssigtes CO₂ aus Belgien gut 1800 Meter in die Tiefe gepumpt werden.
Wie nennt sich das Vorgehen? Die Technologie dahinter nennt sich Carbon Capture and Storage (CO₂-Abscheidung und -Einlagerung), kurz CCS. Dabei wird CO₂ etwa bei industriellen Prozessen eingefangen, zu einer unterirdischen Lagerstätte gebracht und dort eingespeichert.
Welche geologischen Gegebenheiten braucht es? Für die Einspeicherung brauche es geeignete Felsen- oder Gesteinsformationen, erklärt Cyril Brunner. Er ist Klimaforscher an der ETH Zürich. «Nötig ist poröses Gesteinsmaterial wie zum Beispiel Sandstein.» Diese Sandsteinschicht muss etwa 800 Meter und tiefer sein. Darüber braucht es eine Gesteinsschicht, welche kein Wasser und CO₂ durchlässt, zum Beispiel Schiefer. «Das sind typischerweise Orte, wo man fossile Rohstoffe findet. Dort muss man anbohren und in dieser Tiefe das CO₂ einbringen. Das ist ein mit Stein gefülltes Sediment, das Lücken zwischen den Gesteinskörnern hat. Und da kann das CO₂ rein», so Brunner.
Wer ist am Projekt beteiligt? Bei Greensand arbeitet ein Konsortium um die BASF-Tochter Wintershall Dea und den britischen Chemiekonzern Ineos zusammen. Nach Angaben von Wintershall handelt es sich um die weltweit erste grenzüberschreitende Offshore-CO₂-Einspeicherung, die explizit den Zweck hat, den Klimawandel zu mindern. Ein bilaterales Abkommen mit Belgien ermöglicht dabei den CO₂-Transport nach Dänemark.
Wie gross ist das Potenzial der CO₂-Speicherung im Untergrund? «Gigantisch», sagt Cyril Brunner. Um sich das vorstellen zu können, nennt Brunner ein Beispiel: «Wir könnten alle fossilen Rohstoffe, alles Benzin, Kerosin, Erdgas verbrennen und all das CO₂ auffangen und geologisch speichern. Unter der Nordsee hätte es gemäss derzeitiger Schätzung Platz für 900 Milliarden Tonnen CO₂. Das ist etwa halb so viel, wie wir als Menschen insgesamt ausgestossen haben.»
Welche Nachteile hat CCS? Die unterirdische CO₂-Speicherung ist aufwendig und sehr teuer. «Es braucht Energie, Bohrungen und Sondierungen. CO₂ aus der Luft herauszuholen kostet ungefähr 600 bis 1000 Franken pro Tonne CO₂», erklärt der ETH-Klimaforscher. Deshalb sei es besser, die Emissionen gar nicht erst entstehen zu lassen.
Wie reagieren Umweltschützende? Unter Umweltverbänden und Klimaschützern ist CCS umstritten. Sie fürchten, dass die Technologie den Ehrgeiz beim Klimaschutz und beim Ausbau erneuerbarer Energien dämpft. Sie warnen vor Gefahren für die Umwelt, zum Beispiel durch Leckagen von Kohlendioxid.
Ist die Kritik berechtigt? Natürliche Prozesse zeigen laut Brunner, dass die Einspeicherung langfristig über Zehntausende oder Hunderttausende von Jahren funktioniert. «Der poröse Sandstein zieht das CO₂ wie ein Schwamm auf. Dann kommt das CO₂ von sich aus nicht unbedingt wieder raus. Erdgas und Erdöl werden genauso über Millionen von Jahren auch gespeichert.»