Ye Dawang führt eine Strassenküche in der Wirtschaftsmetropole Shanghai: «Ich verbrauche jeden Tag zwischen 300 und 500 Plastiksäcke für Takeaway und Lieferdienst. Die wenigsten Kunden bringen einen eigenen Sack mit.»
Abermilliarden an Plastiksäcken
Damit gehen bei Ye Dawang im Jahr über hunderttausend Stück über den Tresen. Das Land als Ganzes verbraucht jährlich Abermilliarden. Plastiksäcke sind nicht aber nur in China, sondern weltweit ein Ärgernis.
Einmal kurz genutzt, landen sie im Abfall. Nur allzu oft werden die Säcke unachtsam weggeworfen und gelangen in die freie Natur. Sie zersetzen sich erst nach Jahrzehnten, verschmutzen Landschaft und Meere.
63 Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr
International werden deshalb zurzeit die Raschelsäcke verboten. Nebst der EU oder Kanada will unter anderem auch China auf die Säcke verzichten. Beim Plastikverbrauch gehört das Land schon alleine wegen seiner 1.4 Milliarden Einwohnern zu den weltweiten Spitzenreitern.
Laut der National Resources Recycling Association fielen 2019 in China 63 Millionen Tonnen Plastikmüll an. Wie viel davon Einwegplastik war, ist nicht bekannt – aber die Regierung anerkennt, dass sie ein Plastikproblem hat.
Grossstädte müssen Plastikverbot zuerst umsetzen
Vergangenen Januar hat Peking bekannt gegeben, die Herstellung und den Verkauf von Einwegplastiksäcken, -trinkhalmen und -geschirr schrittweise bis 2025 zu verbieten. Das Verbot kommt zuerst in Grossstädten. Dort müssen Plastiksäcke und -röhrli bereits bis Ende 2020 aus Supermärkten und Gastronomie verschwunden sein.
Danach folgen die kleineren Städte und zum Schluss die Dörfer. Erlaubt sind nur noch biologisch abbaubare Produkte.
Plastiksäcke nur noch gegen Bezahlung
Es ist nicht Chinas erste Initiative: Seit 2008 dürfen Verkäufer Plastiksäcke nur noch gegen Bezahlung abgeben. Gebracht hat die Massnahme wenig. Entweder halten sich die Verkäufer nicht daran, oder verlangen pro Sack lediglich zwei, drei Schweizer Rappen – auch für chinesische Verhältnisse praktisch nichts.
Dieses Mal soll es ein generelles Verbot richten. Aber in Shanghai, wo das Verbot in wenigen Wochen umgesetzt sein muss, sind die Plastiksäcke und -röhrli noch immer allgegenwärtig.
Grosse Ketten machen bereits mit
Vor allem die grossen in- und ausländischen Ketten wie Heytea oder Starbucks haben bereits Initiativen lanciert. Doch viele, insbesondere kleine Geschäfte, warten noch zu.
Jacky führt eine Kaffeebar in Shanghai. Er fürchtet, dass seine Kunden Alternativen wie Papiertrinkröhrli nicht akzeptieren: «Die Qualität ist ungenügend. Wenn man damit Kaffee trinkt, löst sich nach einer Weile das Papier auf. Das beeinflusst den Geschmack.»
Und Koch Ye Dawang hat zwar vom Verbot gehört, ist sich aber nicht bewusst, dass es in Shanghai bereits auf Ende Jahr kommt.
Umsetzung dürfte auf den letzten Drücker kommen
Auch wenn die Kommunikation noch harzt und viele abwarten, dürfte das Verbot in den Grossstädten umgesetzt werden, einfach auf den letzten Drücker.
Denn das Thema Umweltverschmutzung, und dazu gehört auch das Einwegplastikverbot, steht ganz oben auf der Agenda der Regierung. Und wenn Peking etwas will, passiert es auch.