SRF News: Das syrische Regime und sein Verbündeter Russland haben die Luftangriffe nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten verstärkt. Ist das nur Zufall?
Udo Steinbach: Ich sehe darin hauptsächlich eine Fortsetzung dessen, was wir bereits seit einem Jahr erleben. Die Russen haben ihre militärischen Aktivitäten in Syrien schon damals verstärkt. Aber die Wahl Trumps hat sie bestimmt ermutigt. In Moskau und in Damaskus gibt es wohl einen vorsichtigen Optimismus, dass es gelingen könnte, den neuen Präsidenten auf ihre Seiten zu ziehen.
Wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein – läuft alles auf einen Sieg des syrischen Regimes und seiner Verbündeten hinaus?
Das will ich so noch nicht sagen. Aber sie drängen natürlich auf diesen Sieg, besonders auf die Einnahme Aleppos. Bisher ist es den Rebellen jedoch gelungen, die Eroberung zu verhindern. Je stärker Trump jedoch in Erwägung zieht, ihnen die Unterstützung zu entziehen, desto mehr sind sie unter Druck.
Aleppo ist für den Konflikt von grosser strategischer Bedeutung. Fällt die Stadt zurück an das Regime, dürfte das Assads Position bei möglichen politischen Verhandlungen in Zukunft entscheidend verbessern.
In Moskau und in Damaskus glaubt man, dass der Sieg in greifbarer Nähe liegt.
Ist dies auch der Grund dafür, dass man den Vorschlag der UNO ausgeschlagen hat, in einem Teil von Aleppo eine Autonomiezone einzurichten?
Gewiss, es geht jetzt nur darum Aleppo zu erobern. Man will diesen Krieg nicht stoppen. Man verschlechtert auch bewusst die humanitäre Situation indem man die medizinische Infrastruktur angreift. In Moskau und in Damaskus glaubt man, dass der Sieg in greifbarer Nähe liegt und das will man nicht mehr aus der Hand geben.