US-Präsident Donald Trump spielt mit dem Feuer. Er nutzt die angedrohten, eingeführten und nun doch wieder aufgeschobenen Zölle als Macht- und Druckmittel. Von Anfang an hatte er eine Hintertür offengelassen für Verhandlungen, indem das Weisse Haus präzisiert hatte, dass die Zölle nur so lange gelten würden, bis die aus Trumps Sicht unfaire Behandlung der USA «beseitigt, gelöst oder abgeschwächt werde».
Die Folge war, dass die meisten Länder das Gespräch mit Trump suchten, um zu verhandeln. Das ist genau das, was Trump will: Dass er die Regeln aufstellt und die Welt nach seiner Pfeife tanzt.
Trump stört sich daran, wenn ein Land mehr in die USA exportiert als aus den USA importiert. Deshalb hat er das Handelsdefizit auch als Grundlage für die Höhe der Zölle genommen, die er den jeweiligen Ländern auferlegte. Seine treuesten Kabinettsmitglieder haben dafür gesorgt, dass Trump mit seiner Kehrtwende, die Zölle vorerst aufzuschieben, nicht das Gesicht verliert und behaupten, dies sei von Anfang an Teil seines Plans gewesen.
Masterplan von Trump?
US-Finanzminister Scott Bessent bemühte sich, Trumps Vorgehen als Erfolg darzustellen. Dessen Strategie, die Zölle vorerst auszusetzen, habe mehr als 75 Länder an den Verhandlungstisch gebracht. Das sei von Anfang an Trumps «Masterplan» gewesen, erklärte er gegenüber CNN. Inwieweit die Erschütterungen an den Weltbörsen und der Druck von verschiedenen Seiten im Hintergrund zu einem Umdenken bei Donald Trump geführt haben, bleibt dahingestellt.
Verschiedene Wirtschaftsanalysen kommen zum Schluss, dass unter Trumps Zollpolitik letztlich die USA am meisten leiden werden, da die Preise in den USA steigen werden und der Handelskrieg die Gefahr einer Rezession schürt. Die Börse, die einbrach, verunsicherte viele Menschen. Trump selbst erklärte später im Weissen Haus, die Zollpause habe er wegen der Nervosität der Menschen beschlossen.
Viele Pensionsgelder der US-Amerikanerinnen und Amerikaner sind direkt den Börsenschwankungen ausgeliefert und manche sahen ihre Rente in den letzten Tagen bachab gehen.
Den Zeitpunkt, die Zölle auszusetzen, dürfte Trump nicht zufällig gewählt haben. Nur wenige Stunden bevor er auf der eigenen Social-Media-Plattform «Truth Social» die Aussetzung der Zölle verkündete, rief er dazu auf, dass jetzt ein guter Zeitpunkt sei, um zu investieren und Aktien zu kaufen. Wer von der bevorstehenden Aussetzung der Zölle profitiert hat, bleibt Spekulation. Profitieren dürften die superreichen Verbündeten von Donald Trump, denen er massive Steuererleichterungen versprochen hat, die er möglicherweise nicht gewähren kann.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Donald Trump hat zwar vordergründig eine Kehrtwende vollzogen, aber ihm gefällt die Situation, dass nun fast die ganze Welt um eine Audienz bittet, um mit ihm über eine vollständige Aufhebung der Zölle zu verhandeln. Wie gross sein Stolz ist, zeigt sein Umgang mit China.
China ist eines der wenigen Länder, das auf die Zölle mit Härte und Gegenzöllen reagiert hat. Auf einen möglichen Deal, dass sich beispielsweise Bytedance, die von der chinesischen Regierung kontrollierte Muttergesellschaft von TikTok, von ihrem US-Geschäft trennt, ging China nicht ein.
Wer aus dem Duell zwischen China und den USA als Sieger hervorgehen wird, ist offen. Der offen ausgetragene Handelskonflikt muss aber auch eine Warnung an alle anderen Länder sein und daran erinnern: Die Zölle sind nur aufgeschoben, nicht aufgehoben.