Zum Inhalt springen

Handelskonflikt mit den USA Schweizer Chefs erzählen, wie sich Zölle aufs Geschäft auswirken

Eigentlich galten seit Mittwoch auch für Schweizer Produkte, die in die USA exportiert werden, Zölle von 31 Prozent. Doch nun sollen die Zölle vorerst ausgesetzt, respektive auf 10 Prozent gesenkt werden. Schweizer Unternehmen treiben die Zölle unterschiedlich stark um. Zwei Beispiele.

«Wir sind sehr stark betroffen», sagt Thermoplan-Chef Adrian Steiner. Sein Unternehmen stellt in Weggis LU Kaffeemaschinen her. Eine grosse US-Kaffeekette arbeitet mit den Maschinen. Entsprechend wichtig ist dieser Markt, denn rund ein Drittel der Produktion gehe in die USA, sagt Steiner. Die zusätzlichen Kosten, die durch neue US-Zölle anfallen, sollen aufgeteilt werden. Einen Teil übernehmen die Kunden, den anderen Teil fängt das Unternehmen über seine Marge auf, so der Plan.

Person arbeitet an Espressomaschinen in einer Fabrik.
Legende: «Wir glauben an den Produktionsstandort Schweiz», sagt Thermoplan-Chef Adrian Steiner. Sein Unternehmen stellt Kaffeemaschinen her. SRF

Diese Einbussen durch US-Zölle könne das Unternehmen wegstecken, sagt Steiner. «Wir haben Reserven für genau solche Momente.» Auch in vergangenen Krisen wie 2008 mit dem Finanzcrash oder 2020 mit der Coronapandemie sei Thermoplan gut durchgekommen.

Es sei aber nötig, effizienter zu werden, sagt Steiner. Aktuell muss er auch die Mitarbeitenden beruhigen, welche wegen der US-Zölle verunsichert sind. «Es ist auch unsere Führungsaufgabe, Zuversicht zu geben.» Dafür hat er einen Infoanlass geplant.

Gespräch mit Ex-US-Botschafter weckt Hoffnung

Steiner kann nicht verstehen, dass es die Schweiz härter treffen soll als die EU. So ist er auch zuversichtlich, dass es bald Lösungen im Handelskrieg gibt. Entsprechende Signale habe er bereits aus den USA erhalten.

Der Thermoplan-Chef erzählt, dass er mit dem früheren US-Botschafter in der Schweiz, Edward McMullen, telefoniert habe. Dieser sei zuversichtlich, dass sich die «Situation wieder einpendle», und riet zu Verhandlungen. Genau da sieht Steiner die Stärken. «Die Schweiz hat in Verhandlungen sehr viel zu bieten.»

Thermoplan ist nicht das einzige Unternehmen, das von den US-Zöllen betroffen ist. Laut einer Umfrage des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse schlagen die Tarife bei rund der Hälfte der Unternehmen negativ durch.

Knapp ein Viertel der Unternehmen meldet, dass neue Zölle sie gar nicht negativ tangieren würden. Auch beim Medizinaltechnik­unternehmen Medartis in Basel kommt man mit der Situation zurecht.

«Wir sind nicht geschockt und auch nicht überrascht», sagt Chef Matthias Schupp. Zwar ist der US-Markt mit einem Umsatzanteil von rund 21 Prozent wichtig, doch das Geschäft mit chirurgischen Implantaten und Instrumenten hängt nicht einzig von Exporten aus der Schweiz ab.

Knochen mit chirurgischer Metallplatte befestigt.
Legende: Ärzte und Ärztinnen fixieren etwa Knochenbrüche mit den Medartis-Implantaten. Keystone / GAETAN BALLY

Vor zwei Jahren hat Medartis angefangen, eine eigene Produktion in den USA aufzubauen – unabhängig von der jetzigen US-Handelspolitik. «Es war unsere Strategie, für den US-Markt in den USA zu produzieren», sagt Schupp. Dort würden primär Massenprodukte wie Schrauben oder Platten für Implantate hergestellt. In der jetzigen Situation sei das ein Vorteil.

‹Swiss made› kann man nicht einfach in die USA verlagern.
Autor: Matthias Schupp Geschäftsführer Medartis

Die Schweizer Produktion wird laut Schupp weiter ausgebaut. Die hierzulande hergestellten Spezialprodukte würden trotz Zöllen weiter in die USA exportiert. «‹Swiss made› kann man nicht einfach in die USA verlagern. Spezifische Produkte werden wir auch in Zukunft aus der Schweiz exportieren – egal, wie hoch die Zölle sind», sagt der Manager.

Klar würden die Zölle «einen ganz kleinen Teil der Marge» beeinflussen. Medartis will die Situation zuerst analysieren, bevor die Preise angepasst würden. So oder so hofft auch der Geschäftsführer von Medartis, dass es eine Lösung im Handelskrieg gibt.

10 vor 10, 9.4.2025, 21:50 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel