Die neuen US-Zölle von Donald Trump treten ab sofort in Kraft. Für Schweizer Produkte heisst das: Der Satz von 31 Prozent gilt. Wie die Zölle nun greifen und wie Schweizer Firmen darauf reagieren, weiss Wirtschaftsredaktorin Lucia Theiler.
Wie reagieren Schweizer Unternehmen?
Mit grosser Verunsicherung. Die Hälfte der Exportwirtschaft geht davon aus, dass sie negativ betroffen ist. Das zeigt eine Umfrage des Wirtschafts-Dachverbands Economiesuisse, die soeben veröffentlicht wurde. Für viele Unternehmen sei es schwierig, Anpassungen vorzunehmen. Anpassungen – das könnten beispielsweise andere Kunden in anderen Ländern sein. Oder sie könnten in den USA produzieren, dann greifen die Zölle nicht. Das sind alles Massnahmen, die eine lange Vorlaufzeit bedingen. Unternehmen hoffen darum, dass ihre Produkte doch noch von den Zöllen ausgenommen werden und setzen auf den diplomatischen Weg.
Wie greifen diese Zölle jetzt?
Die Zölle bezahlen müssen eigentlich die Importeure, also amerikanische Unternehmen, die die Ware bekommen. Das heisst, es steht dann ein höherer Prozentsatz für Zölle auf ihrer Rechnung. Aber wie die Firmen dies in der Praxis handhaben – welche Firmen welche Kosten an wen weiter geben, das wird derzeit zwischen den Firmen verhandelt und ist ein bürokratischer Aufwand. Amerikanische Firmen können Preiserhöhungen an die Konsumentinnen und Konsumenten überwälzen oder selber bezahlen.
Ein Handelsexperte sagte mir, die amerikanischen Importeure müssten momentan mehr Cash, also flüssige Mittel, parat haben als früher, um allenfalls diese höheren Rechnungen auch bezahlen zu können. Denn an den Zahlungsfristen und Bedingungen ändert sich ja nichts. Aktuell werden Gespräche geführt. Der Bundesrat will keine Gegenzölle verhängen.
Was haben Schweizer Unternehmen getan, um sich vorzubereiten?
Ganz unterschiedlich. Viele waren in Kontakt mit ihren Abnehmern, denn eigentlich müssten die amerikanischen Importeure die Zölle bezahlen. Aber ob sie das tun oder eben die Preise drücken, respektiv Zölle weiterreichen, ist derzeit Sache von Diskussionen zwischen den Unternehmen. Es ist ein bürokratischer Aufwand. Die Logistiker, die die Ware transportieren, sagten mir, sie hätten Druck gespürt, dass die Ware möglichst schnell verladen und transportiert werden muss, so dass noch möglichst viel vor der Zoll-Regelung ankommt. Das geht nicht überall. Containerschiffe sind beispielsweise 50 bis 60 Tage unterwegs und sie sind auch beladen mit Waren von ganz verschiedenen Händlern.
Welche Schweizer Firmen merken die hohen Zölle jetzt schon?
Generell betroffen sind – ausser Pharma – alle Branchen, also Lebensmittel wie Schokolade, Käse, Uhren, Maschinen, Kleider und so weiter. Das sind alles Branchen, die Waren in die USA exportieren. Generell einfacher ist es für Schweizer Firmen, die auch in den USA produzieren und von da liefern können. Das sind aber die grossen Unternehmen, nicht die kleineren KMU. Inwiefern ihre amerikanischen Kunden ab heute reagieren – die Preise drücken oder sich ganz abwenden – das ist für viele wohl noch nicht klar. Aber der Tenor allgemein ist: Die Verunsicherung ist gross.
Welche Auswirkungen könnten Trumps angedrohte Zölle auf Pharmaimporte für die Schweiz haben?
Das wäre eine sehr grosse Belastung für die Schweizer Wirtschaft insgesamt, denn 60 Prozent aller exportierten Waren in die USA sind Pharmaprodukte, also Medikamente. Noch handelt es sich um eine Ankündigung und es besteht Hoffnung, dass es dabei bleibt.