Von einem Tag auf den anderen war nichts mehr wie zuvor für Bäuerin Emily Khati. Der Markt hatte geschlossen, die fünf Kinder konnten nicht mehr zur Schule. Der Mutter in Kakamega im Westen Kenias fehlten die Lebensmittel, erzählt sie am Telefon. «Meine Kinder dachten, ich mache Witze. Sie glaubten nicht, dass ihre Mutter kein Essen hat, sondern dass ich es ihnen vorenthalten würde. Aber wir haben derzeit wirklich kaum etwas», sagt sie.
Mit diesem Problem ist die Bäuerin nicht allein. Vor dem Coronavirus hatten in der ländlichen Region 40 Prozent der Haushalte mit Ernährungsunsicherheit zu kämpfen. Nach dem Lockdown waren es plötzlich 48 Prozent.
Das hat auch unser Forschungsteam selbst überrascht.
Michael Brander von der ETH Zürich untersucht die Ernährungssicherheit der Bauern. «Das hat auch unser Forschungsteam selbst überrascht», sagt er. Weil viele Märkte zurzeit geschlossen seien, bestehe ein Problem darin, «dass Haushalte es schwerer haben, Nahrungsmittel auf dem Markt zu kaufen respektive zu verkaufen», erklärt Brander.
Die Kleinbauern kommen weniger einfach zu Nahrungsmitteln – und umgekehrt können sie ihre Vorräte nicht so leicht zu Geld machen.
Ernährungssicherheit verbessern
Der Lockdown trifft also nicht bloss arme Stadtbewohner, sondern auch die Landbevölkerung. Konkret heisst das, «dass sie weniger Mahlzeiten zu sich nehmen, dass sie die Portionengrösse verkleinern», so Brander. «Das kann auch heissen, dass die Erwachsenen in einer Familie komplett auf das Essen verzichten, damit für die Kinder etwas übrigbleibt.»
Die ETH-Forscher versuchen mit SMS-Umfragen herauszufinden, wie eine bessere Lagerung der Ernte die Ernährungssicherheit verbessert. Denn ohne Vorräte bleibt in Kakamega nur das Warten auf die Ernte vom September, etwa für Bäuerin Khati. «Ein glückliches Heim bedeutet, dass es Essen gibt, sonst hat man keinen Frieden zu Hause», sagt sie. Das gilt nicht nur in Kenia, und darum hoffen die Bauern auf ein baldiges Ende des Lockdowns.