Es herrscht kein Stillstand beim Klimaschutz, im Gegenteil: In den letzten Wochen ist fürs Klima Erfreuliches passiert. Die EU will bis 2030 deutlich mehr CO2 reduzieren, als sie bisher angeboten hatte. Und bis ins Jahr 2050 will sie unter dem Strich gar keine Treibhausgase mehr ausstossen, also sogenannt treibhausgasneutral werden.
In der Folge hat sich China ebenfalls zur Treibhausgas-Neutralität bekannt, allerdings bis 2060. Und darauf sind Japan und Südkorea gefolgt.
Es gebe eine ganze Welle von Treibhausgas-Neutralitätsbekundungen, sagt Niklas Höhne vom New Climate Institute in Köln. «Das ist ein sehr guter Schritt.»
Biden will die USA wieder einbinden
Auch der neugewählte US-Präsident Joe Biden hat angekündigt, dass sich die USA ebenfalls zur Klimaneutralität bis 2050 bekennen würden. Und das werde so weitergehen, hofft Höhne.
Inzwischen hätten sich derart viele Länder der Klimaneutralität verpflichtet, dass die anderen Länder kaum mehr darum herumkämen, das ebenfalls zu tun – «wenn sie noch mit diesen Ländern in Wirtschaftsbeziehungen stehen wollen», so Höhne.
Denn Klimavorreiter wie die EU überlegen, ob Importe aus Ländern mit weniger Klimaschutz künftig mit Zöllen belastet werden.
Auch Klimaexperte Patrik Hofstetter von der Umweltorganisation WWF schätzt die Entwicklung positiv ein: «Das zeigt, dass die Idee von Paris – dass sich die Länder gegenseitig motivieren und unter Druck setzen – durchaus funktionieren kann.» Allerdings sei es für eine Regierung relativ einfach, heute etwas zu versprechen, das erst in 30 Jahren eingelöst werden müsse.
Jetzt sind konkrete Pläne gefordert
Um wirklich etwas fürs Klima zu tun, müssten die jetzigen Regierungen konkrete Pläne vorlegen, wie sie in den nächsten Jahren die Treibhausgase reduzieren werden.
Das könnte die Ausserbetriebnahme von Kohlekraftwerken oder die Förderung von Elektroautos sein. In der Tat verlangt das Pariser Abkommen solche Pläne, die bis 2030 gelten – von allen Ländern. Doch da bleibe noch viel zu tun sagt Höhne vom New Climate Institute.
EU, China und USA müssen vorangehen
Obwohl also alle Länder bei der konkreten CO2-Reduktion stark zulegen müssen, zählen Hofstetter und Höhne darauf, dass nun wie 2015 vor der Pariser Klimakonferenz die drei grossen EU, China und USA zusammen die Strippen ziehen werden, um für weitere Fortschritte beim Klimaschutz zu sorgen. «Wenn sie sich auf eine Richtung einigen, bleibt den anderen Ländern gar nichts anderes übrig, als mitzuziehen», ist Höhne überzeugt.
Die Aussichten sind also besser als noch vor ein paar Monaten. Aber für Klimaprognosen gilt dasselbe wie für Wettervorhersagen: Im Schnitt stimmen sie recht gut, aber sie liegen auch immer mal wieder daneben.