Solingen oder Aschaffenburg in Deutschland, Villach in Österreich oder Zürich, wo ein Terrorist einen orthodoxen Juden niederstach: Die Fälle machen deutlich, dass der Terrorismus längst nicht besiegt ist.
«Es sind», so Serge Stroobants von der australischen Denkfabrik Institut for Economics and Peace, die jährlich den Terrorismusindex herausgibt, «sogar immer mehr Länder betroffen, zunehmend auch westliche. Hier sind in 93 Prozent der Fälle sogenannte ‹einsame Wölfe› die Täter.»
Ihre Anschläge sind dreimal häufiger erfolgreich als solche von Terrororganisationen. Die Täter, oft Minderjährige, tauchen fast aus dem Nichts auf, gehören keiner bekannten Terrorgruppe an. Sie radikalisieren sich selber. Und das immer schneller.
Die neuen Tools der Terroristen
Vergingen früher vom Beginn der Radikalisierung bis zur Tat im Durchschnitt eineinhalb Jahre, sind es heute nurmehr Tage oder Wochen.
«Denn der Islamische Staat oder Ableger von Al Kaida, aber auch links- und rechtsextreme Gruppierungen operieren immer raffinierter», sagt Stroobants: Mithilfe der Künstlichen Intelligenz fabrizieren sie gefälschte Videos.
Sie operieren in verschlüsselten Chatgruppen. Sie profitieren von Kommunikationsplattformen, die radikale Inhalte favorisieren. Für Propaganda, Rekrutierung und Geldbeschaffung nützen sie neue Technologien.
Seit dem Hamas-Terrorgrossangriff auf Israel im Herbst 2023 nimmt zudem in Europa und Nordamerika der antisemitische Terror – ausgehend von muslimischen Fanatikern – sowie der antimuslimische – verübt von Rechtsextremen enorm zu.
Sahelzone als Epizentrum des Terrors
Verbessert hat sich dafür die Lage im Nahen Osten: Syrien oder Irak erleben wesentlich weniger Attacken. In Afghanistan wiederum sind die Taliban-Terroristen zu Diktatoren mutiert.
Ganz anders im afrikanischen Sahel: Dort ist aktuell das terroristische Epizentrum. Mehr als die Hälfte aller Attacken weltweit fand 2024 dort statt. Am schlimmsten betroffen ist aktuell Burkina Faso.
Was tun?
«Dagegen tun lässt sich zumindest kurzfristig wenig», sagt Issaka Ouedraogo von Sahel Politica, einem Unternehmen für Risikoanalysen: «Man müsste den Rekrutierungspool für Terroristen austrocknen.» Doch das erfordere aufwendige Massnahmen, die erst langfristig wirkten: Bildung, wirtschaftlicher Aufschwung, Integration von Minderheiten.
Die Militärputschisten im Sahel haben es bisher nicht geschafft, den Terrorismus erfolgreicher einzudämmen als zuvor die zivilen Regierungen. Und die russische Unterstützung für sie ist nicht wirksamer als vorher jene der Franzosen und UNO-Blauhelme.