«Freude, Freundschaft, Kameradschaft – trotz der Hitze und der harten Arbeit», so beschreibt ein junger Rucksack-Reisender in einem Werbevideo seinen Aufenthalt in der australischen Kleinstadt Young. Young ist auf dem Kontinent das Synonym für Kirschen. Fast die gesamte Produktion Australiens dieser Frucht stammt aus der Region.
Ernte gefährdet
Doch jetzt drohen die Früchte an den Bäumen zu verfaulen, weil sie niemand pflückt. Da Australien seit März die Grenzen geschlossen hat, kommen keine Touristen mehr ins Land. Auch nicht die jungen Rucksack-Reisenden, die ein Visum haben, das ihnen das Arbeiten auf Zeit erlaubt. Einem Saisonnier gleich.
Die Schweiz ist eines von wenigen Ländern Europas, die kein «Working Holiday Visa»-Abkommen mit Australien haben. Andere junge Europäerinnen und Europäer sind dagegen in Australien oftmals das Rückgrat der Landwirtschaft – als Erntehelfer. So auch in Young. Rund 3500 dieser billigen Helfer bräuchten die Kirschfarmer dort ab Oktober. Falls sie nicht bald eine Lösung fänden, sei eine der besten Ernten der letzten Jahre gefährdet.
Die Angst wächst
Australien ist ein weltweit führender Produzent von Früchten und Gemüse. Fast 90 Prozent der Ernte im Gesamtwert von sieben Milliarden Franken gehen in den Export – in über 60 Länder. Auch in anderen Regionen des Landes wächst die Angst vor der bevorstehenden Erntesaison. Denn kaum jemand rechnet damit, dass die Grenzen vor Ende dieses Jahres wieder geöffnet werden.
So versuchen Produzenten, Einheimische als Erntehelferinnen und -helfer zu gewinnen. Doch auch das Reisen in Australien selbst wird durch Grenzsperrungen behindert. Ausserdem hat die Industrie den Ruf, schlecht zu bezahlen und junge Backpacker finanziell auszunutzen.