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Niemand will sie essen und doch werden sie gejagt
Aus Tagesschau vom 26.12.2018.
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Kommerzieller Walfang «Die meisten Japaner essen gar kein Walfleisch»

  • Japan nimmt den kommerziellen Walfang wieder auf, weil sich die Bestände erholt hätten, begründet Tokio den Entscheid.
  • Die japanische Regierung erhofft sich, dass nun mehr Walfleisch gegessen wird.
  • Japan-Korrespondent Thomas Stalder ist skeptisch. Den die meisten Japaner würden kein oder kaum Walfleisch essen.

Japan hat den Austritt aus der Internationalen Walfangkommission (IWC) angekündigt und will den kommerziellen Fang wieder aufnehmen, wie Regierungssprecher Yoshihide Suga mitteilt. Nach Auffassung Tokios haben sich die Walbestände so weit erholt, dass der kommerzielle Walfang wieder gestartet werden könne. Tierschützer befürchten einen Nachahmereffekt in anderen Ländern.

Erst im September war das Land in der IWC mit einem Antrag auf eine Rückkehr zum kommerziellen Walfang gescheitert. Der japanische Vize-Fischereiminister Masaaki Taniai warnte daraufhin, Japan sehe sich zu einer «grundlegenden Neubewertung seiner Position als Mitglied der IWC veranlasst».

Einschätzung Thomas Stalder, Japan-Korrespondent

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Die japanische Regierung zieht die Konsequenzen und reagiert auch auf das eigene Scheitern in September. Denn damals hatte die internationale Walfangkommission den Antrag Japans, das Moratorium aufzuheben, abgelehnt.

Japan hat auch unter dem Moratorium immer Wale gefangen und getötet und auf die japanischen Teller gebracht, dies jedoch unter dem Deckmantel der Wissenschaft.

Mit dem Wissenschaftsprogramm soll nun Schluss sein und der Walfang wird kommerzialisiert. Ob dadurch aber, wie von der Regierung erhofft, mehr Walfleisch gegessen wird, ist fraglich. Denn die meisten Japaner essen kein oder kaum Walfleisch. Entsprechend gleichgültig reagieren sie auf den jetzigen Regierungsentscheid.

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Stalder: «Es ist fraglich, ob jetzt mehr Walfleisch gegessen wird»
Aus News-Clip vom 26.12.2018.
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Beschränkungen auferlegt

Ein japanischer Regierungssprecher erläuterte, dass die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs auf Territorialgewässer beschränkt werde und auch eine 200-Meilen-Zone entlang der Küste umfasse. Zudem würden die jährlichen Wal-Expeditionen des Landes in der Antarktis und im nordwestlichen Pazifik gestoppt.

Der Entscheid werde ab Juli kommenden Jahres umgesetzt und beende damit die 30-jährige Pause des Landes beim kommerziellen Walfang. Dieser ist seit dem Jahr 1986 international verboten.

Das Land der aufgehenden Sonne nutzte bisher eine Lücke in der Vereinbarung, wonach Wale zu Forschungszwecken getötet werden dürfen. Das Land macht wissenschaftliche Gründe für den Walfang geltend, das Fleisch getöteter Wale wird aber anschliessend zum Verzehr verwendet.

«Verheerend für die Wale»

Die beiden anderen grossen Walfangnationen Island und Norwegen widersetzen sich offen dem Fangverbot von 1986. Die Organisation zum Schutz der Wale und Delfine (WDC, Wale and Dolphin Conservation) kritisierte bereits vor einer Woche, Japan kehre internationalen Artenschutzbemühungen den Rücken.

Es sei möglich, so die WDC, «dass andere Länder Japans Beispiel folgen und den kommerziellen Walfang in ihren Küstenregionen wieder aufnehmen.» Für die Wale sei dies «verheerend».

Finanzielle Folgen für die IWC

Der renommierte Walfang-Experte und ehemalige IWC-Präsident, der Schweizer Bruno Mainini, hatte erst kürzlich gegenüber Radio SRF erklärt, dass der Austritt Japans aus der Walfangkommission auch finanzielle Folgen für die ganze IWC hätte. Denn «Japan ist ein grosser Beitragszahler».

Andererseits sei der «direkte Walfang nicht das Hauptproblem für den Fortbestand der diversen Walarten», erläutert Mainini. Andere menschliche Aktivitäten fielen derzeit stärker ins Gewicht: «Insbesondere der Beifang beim Fischfang, die Verschmutzung, Kollisionen mit Schiffen und viele andere Gefahren. Kurz gesagt: Wenn es um das Überleben gewisser Walarten geht, ist die direkte Jagd nicht mehr das Hauptproblem.»

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Nicht alle kritisieren den Entscheid scharf
Aus Tagesschau vom 26.12.2018.
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