Die UNO spricht beim Konflikt im Sudan von der schlimmsten Vertreibungskrise der Welt. Jetzt gibt es erneut ein bisschen Hoffnung, wollen doch die USA zusammen mit Saudi-Arabien und der Schweiz einen Waffenstillstand vermitteln.
Bereits am 14. August sollen in Genf Verhandlungen zwischen der sudanesischen Armee und der paramilitärischen Miliz «Rapid Support Forces» (RSF) beginnen. Sie bekämpfen sich seit Mitte April 2023 im Ringen um den Übergang zu einer zivilen Regierung im ostafrikanischen Land.
Abermillionen Menschen in grösster Not
Die geplante Konferenz ist eine kleine Hoffnung für die geschundene Zivilbevölkerung, die den Konfliktparteien schutzlos ausgeliefert ist, wie SRF-Afrika-Korrespondentin Sarah Fluck erklärt. Zehntausende wurden bereits getötet, fast zehn Millionen Menschen sind laut UNO auf der Flucht. Fast 25 Millionen Menschen und damit fast die Hälfte der Bevölkerung des Landes sind in der Hungerkrise auf Hilfe angewiesen.
Bereits im letzten Jahr endeten Vermittlungsbemühungen der USA ohne Ergebnisse. Ohne Resultate blieben danach auch die indirekten Gespräche in Genf auf Vermittlung der UNO. Nun versuchen die USA erneut, alle relevanten Parteien an einen Tisch zu bringen. Neu ist, dass diesmal mehr Länder als Beobachter eingeladen werden, nämlich die Afrikanische Union, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Mehr internationaler Druck als Chance
Dass nun unter verstärktem internationalem Druck ein Waffenstillstand zustande komme, sei nicht unmöglich, doch die Herausforderungen seien riesig, schätzt Afrika-Expertin Fluck. Zwar habe bereits die RSF-Miliz für die Verhandlungen zugesagt, noch nicht aber das sudanesische Militär.
Alles hänge nun vom externen Druck und vor allem von der Willigkeit der Parteien ab, so Fluck. Frühere, ganz kleine Vereinbarungen einschliesslich eines temporären humanitären Korridors seien nicht eingehalten worden. Die Gefahr sei entsprechend gross, dass ein Waffenstillstand – wenn er denn zustande käme – nicht umgesetzt würde.
Immenses menschliches Leid
Ein Waffenstillstand im Sudan wäre elementar, wenn die mittendrin stehende Zivilbevölkerung nicht weiterhin zwischen den Kriegsparteien aufgerieben werden soll. Sie greifen ohne jegliche Rücksicht auch Spitäler und andere medizinische Einrichtungen an. Es gibt Berichte über weitverbreitete sexuelle Gewalt und Menschenrechtsverletzungen.
Entsprechend würde ein Waffenstillstand in einem der tödlichsten Konflikte der Geschichte die humanitäre Lage der Zivilbevölkerung sofort merklich verbessern und die Gewalt reduzieren. Vor allem Saudi-Arabien hat auch ein starkes Interesse an einer Stabilität in der Region und möchte seinen Einfluss im Sudan ausbauen.
Als Beobachter nach Genf geladen sind diesmal laut Fluck auch Länder, die indirekt auch gewisse Kriegsparteien unterstützen. Dies biete die Chance, dass auch Druck von innen zugunsten eines Waffenstillstands kommen könnte. Am Ende werde aber alles von der Willigkeit der Kriegsparteien abhängen.