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Konflikt im Südsudan Die vertriebenen Menschen trauen der Ruhe nicht

Im Südsudan gibt es 1.5 Millionen intern Vertriebene. Trotz Waffenstillstand harren viele im Flüchtlingslager aus. Sie haben Angst und kaum eine Perspektive.

Das Flüchtlingslager ausserhalb der Hauptstadt Juba liegt wie ein weisser Fleck in der kargen, bräunlichen Landschaft. Die Zelte sind mit weissen Blachen von Hilfsorganisationen gedeckt. Trotzdem wird es drinnen glühend heiss.

In einem Zelt kniet die 31-jährige Nyakhor Gatluk. Die grossgewachsene Frau streicht mit den Händen eine schwarze, sandige Masse auf den Boden. Es ist eine Art Verputz, damit das Zelt sauber bleibt. Doch lange wird sie hier nicht mehr wohnen: «Ich habe kein Geld, etwa um Holzkohle zu kaufen. Darum will ich nach Hause.»

Kein Geld für Tee

Im Flüchtlingslager erhalten Gatluk und ihre vier Kinder Essen und eine medizinische Grundversorgung. Doch zuhause erhält die Südsudanesin eine Perspektive, sie kann arbeiten – etwa auf dem Feld oder auf dem Markt. Ihre Schwestern sind schon zurückgekehrt, 400 Kilometer Richtung Norden. Bald will auch Gatluk los.

Im Südsudan gibt es so viele intern Vertriebene, wie in kaum einem anderen Land. Auslöser waren fünf Jahre Bürgerkrieg im jüngsten Staat der Welt. Eineinhalb Millionen Menschen harren in Flüchtlingslagern aus – oder irgendwo im Busch.

Vor einem Zelt im Lager von Juba riecht es nach Kardamom und Ingwer. Hier wird Kaffee und Tee serviert. Wiyual Pot sitzt in einem Plastikstuhl, doch der Südsudanese trinkt keinen Tee. Die Männer reden nur, sie haben kein Geld für Getränke.

Südsudanesen trauen der Ruhe nicht

Der 35-jährige Pot war schon einmal nach Hause zurückgekehrt. Acht Tage dauerte die Schiffsreise auf dem Weissen Nil. Arbeit fand der frühere Staatsangestellte nicht, also kam er wieder zurück ins Lager. Doch auch hier gibt es nichts zu tun. «Vielleicht sollte ich wieder zu meiner Familie», sinniert er, «dann wären wir immerhin zusammen, obwohl ich mit leeren Händen komme.»

Der Waffenstillstand im Südsudan hält seit Juni 2018. Nun sollten Machthaber und Opposition eine neue, gemeinsame Regierung bilden. Doch die Fronten sind verhärtet, viele Südsudanesen trauen der Ruhe nicht.

Vergewaltigungen ausserhalb des Lagers

Die Kinder im Lager PoC 3 (Protection of Civilians) interessiert Politik herzlich wenig. Sie rennen herum oder spielen ihre Variante von Fussball: eine Petflasche wird mit einer Schnur an einen Pfosten gehängt – und dann akrobatisch in beide Richtungen gekickt. Ein richtiger Ball findet sich im Lager kaum.

Die 23-jährige Nunu Tot hat alle ihre Kinder im Lager zur Welt gebracht. Nun sitzt sie mit ihrer frischgeborenen Tochter vor dem Zelt. Aus dem Lager hinaus wagt sich die Frau nicht. Gerne würde sie Feuerholz sammeln gehen, um Kochen zu können. Doch das ist gefährlich: «Man kann angegriffen, getötet oder vergewaltigt werden. Dann kommt man mit leeren Händen zurück – oder gar nicht.»

Auch eine Heimkehr kommt für die junge Mutter nicht infrage. Dazu fehlt ihr nicht zuletzt das Geld. Die Armut ist gross im Südsudan. 80 Prozent der Bevölkerung leben mit weniger als einem Franken pro Tag. Ohne Geld, ohne Arbeit und ohne Schutz ausserhalb der Lager, ist eine Rückkehr für die Meisten kein Thema.

Planen ist unmöglich

Nunu Tots Mann hat studiert. Eine Arbeit findet auch er nicht. Das Paar hat sich vor fünf Jahren kennengelernt. «Ich war jung und hatte meine Familie verloren», erzählt Tot. «Die Heirat war für mich die einzige Option.»

Tot hält ihr Neugeborenes im Arm. Das Mädchen heisst Nyamal – übersetzt «Frieden». Der Wunsch der meisten Menschen im Südsudan.

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