Donald Trump und Fox News – das war bisher schon fast eine Art Symbiose. Der US-Präsident konsumierte Berichten zufolge den konservativen TV-Sender sehr intensiv und rief auch zu jeder Tages- und Nachtzeit an, um live interviewt zu werden – oft mit unkritischen Fragen. Das reiche künftig nicht mehr zur Gestaltung einer Frühstückssendung, sagt Politikwissenschaftler Curd Knüpfer. Doch den Untergang des Senders bedeute dies nicht.
SRF News: Donald Trump hat die Wiederwahl verpasst. Was heisst das für konservative Medienhäuser wie Fox News in den USA?
Curd Knüpfer: Diese Symbiose wird verschwinden. Es wird bei Fox News nicht mehr genügen, den Präsidenten in der Leitung zu haben, wenn man morgens das Frühstücksfernsehen gestaltet. Und damit kommt dem Sender nun auch eine wichtige Rolle zu: Es geht darum, eine Neuorientierung zu finden, für sich und für die Republikanische Partei.
Die Berichterstattung bei Fox News hat sich seit dem Wahltag verändert, ist teilweise auch Trump-kritischer geworden. Was ist passiert?
Die Realität hat sich manifestiert. Und die Realität ist, dass Trump die Wahl nicht gewonnen hat. Fox News berichtet jetzt halt, wie es ist. Mit anderen Worten: Der Präsident hat nicht genug Stimmen erhalten und ohne irgendwelche Evidenz die Annahme geäussert, dass es sich um Betrug handle. Wenn man nun sagt, dass es dafür keine Beweise gibt, klingt das möglicherweise kritisch in den Augen des Präsidenten. Aber es ist erst mal einfach ein Tatsachenbericht. Und dem konnte sich Fox News nicht verweigern.
Fox News hat eine Pressekonferenz von Trumps Sprecherin unterbrochen. Heisst das, dass sich Fox News von Trump löst?
In den letzten vier Jahren haben wir Medien erlebt – nicht nur Fox News, auch traditionellere Leitmedien – die immer wieder in Trumps Falle getappt sind. Denn auch wenn er eine Unwahrheit sagt, ist er immer noch der Präsident. Da obliegt es den Medien nicht unbedingt, darüber einfach nicht zu berichten. Journalisten waren davon selbst frustriert, aber kamen aus dieser Rolle nicht so wirklich heraus.
Die Realität hat sich manifestiert. Und die Realität ist, dass Trump die Wahl nicht gewonnen hat.
Das hat sich letzte Woche nun in der Tat geändert. Mit dem Wandel in den Institutionen sind diese Journalisten neuerdings nicht mehr ganz so zurückhaltend, wenn es darum geht, den Präsidenten zu «factchecken».
71 Millionen Menschen wählten Trump, damit auch viele Zuschauerinnen und Zuschauer von Fox News. Bleiben sie dem Sender treu?
Etwa 40 Prozent derjenigen, die sich als stark republikanisch identifizieren, greifen vor allem auf Fox News als Medium zurück. In den Hauptsendezeit sind die Zahlen etwas tiefer, da schaffts der Sender auf etwa drei bis vier Millionen Zuseher. Diese werden auf jeden Fall erhalten bleiben, daran habe ich gar keine Zweifel. In der Amtszeit von George W. Bush beispielsweise, als Fox News seinen grossen Aufstieg hatte, wurde der Sender mit dem «War and Terror»-Narrativ der Bush-Regierung zum Haussender der Republikaner.
Es ist zu erwarten, dass der Sender zu einer Parteiplattform für die Republikaner wird.
Damals hat man sich auch gefragt, was passiert jetzt mit Fox News unter Barack Obama? Und es hat sich gezeigt, dass es dem Sender prächtig ging. Er konnte seine Marktführung dadurch halten, dass er sich als Opposition zur Obama-Regierung positioniert hat. Auch jetzt ist zu erwarten, dass der Sender kritisch gegenüber Joe Biden sein wird, dass er zu einer kleinen Parteiplattform für die Republikaner wird, auf der sie sich neu positionieren können und sich möglicherweise auch neue Akteure profilieren werden.
Das Gespräch führte Raphaël Günther.