- Der prominente Kremlkritiker Alexej Nawalny ist nach einer möglichen Vergiftung zur Behandlung in der Berliner Charité eingetroffen.
- Zuvor war er mit einem Spezialflugzeug nach Deutschland geflogen worden.
- Die Maschine landete am Morgen am Flughafen Berlin Tegel, wie Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch und der Filmproduzent Jaka Bizilj bestätigten.
Ein Intensivtransporter der Bundeswehr brachte Nawalny in die Berliner Universitätsklinik. Sein Zustand sei während des Fluges und nach der Landung «stabil» gewesen, sagte Jaka Bizilj der «Bild». Bizilj war an der Organisation eines Rettungsflugzeugs mit medizinischem Personal aus Deutschland beteiligt.
Nawalnys Sprecherin Jarmysch informierte am Samstagmorgen nach Abflug in der sibirischen Grossstadtdt Omsk über die neue Entwicklung. Omsk nahe der Grenze zu Kasachstan liegt rund 4000 Kilometer von Berlin entfernt, der Flug dauerte mehrere Stunden.
Jarmysch erklärte via Twitter: «Vielen Dank an alle für die Unterstützung. Der Kampf um Alexejs Leben und Gesundheit fängt gerade erst an, und es gibt noch viel zu tun. Zumindest ist aber jetzt der erste Schritt getan».
Russische Ärzte: Stoffwechselstörung
Die Familie und Kollegen Nawalnys gehen davon aus, dass er während einer Reise durch Sibirien vergiftet wurde. Aus Sicht der russischen Ärzte gibt es dafür jedoch keinen Beleg. Sie sprachen lediglich von einer Stoffwechselstörung.
Begleitet von Polizeiautos wurde Nawalny am frühen Samstagmorgen in einem Krankenwagen zum Flughafen in Omsk gebracht. Dort stand bereits das gecharterte deutsche Flugzeug. Auf der Landebahn warteten nach Angaben der Sprecherin die russischen und deutschen Ärzte, Beamte und die Polizei. Nawalnys Ehefrau Julia sei bei ihm, hiess es weiter.
Zahlreiche Hürden
Der Abflug hatte sich am Abend um mehrere Stunden verzögert. Zur Begründung hiess es, die Piloten müssten gesetzliche Ruhezeiten einhalten. Omsk ist der Mitteleuropäischen Sommerzeit (MESZ) um vier Stunden voraus.
Nawalnys Sprecherin Jarmysch schrieb auf Twitter, trotz der Ausreisegenehmigung sei es für Freude noch zu früh. «Alexej ist noch immer nicht zu sich gekommen und er ist nicht in Ordnung.»
Antrag beim Europäischen Gerichtshof
Zunächst hatten die russischen Mediziner einen Transport abgelehnt, weil der Zustand des Patienten keinen Flug erlaube. Dagegen hatten deutsche Ärzte nach der Ankunft in Omsk keine Bedenken. Erst am Freitagabend gab das Spital dann die Erlaubnis. Die russischen Behörden warnten die Familie jedoch, dass sich Nawalnys Zustand durch den Flug verschlechtern könnte.
Nawalnys Anwalt brachte am Freitag auch beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte einen entsprechenden Antrag zur Ausreise ein. Das Gericht in Strassburg stimmte dem Antrag im Schnellverfahren zu – was nach dem grünen Licht der Ärzte aber keine praktischen Auswirkungen mehr hatte.