- Der vergiftete Kremlkritiker Alexej Nawalny hat sich knapp vier Wochen nach seiner Vergiftung in einem Instagram-Post zu Wort gemeldet.
- Er könne seit einem Tag wieder selber atmen, schrieb Nawalny zu einem Bild, das ihn im Krankenhausbett zeigt.
- Eine Sprecherin Nawalnys erklärte unterdessen, er habe Pläne, bald nach Russland zurückzukehren.
- Am Montag war bekannt geworden, dass zwei weitere Speziallabore in Frankreich und Schweden einen Nervengift-Kampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe als Ursache der Vergiftung festgestellt haben.
«Hallo, hier ist Nawalny. Ich habe euch vermisst», schreibt der vergiftete Kremlkritiker am Dienstag in einem Post auf Instagram. «Ich kann noch immer fast nichts machen, aber ich habe gestern den ganzen Tag selbstständig geatmet.»
Auf einem Foto ist zu sehen, wie der 44-Jährige sichtlich geschwächt auf seinem Krankenbett sitzt und von seiner Frau Julia umarmt wird. Auch seine beiden Kinder sind dabei.
Seine Botschaft auf Instagram löste Jubel bei seinen Mitstreitern aus. Das Foto erhielt innerhalb weniger Minuten Hunderttausende Likes. Nawalny war am 20. August bei einem Inlandsflug in Russland bewusstlos geworden, seit dem 22. August wird er in der Berliner Universitätsklinik Charité behandelt.
Vergiftung mehrfach bestätigt
Er gilt als einer der schärfsten Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin und lag wochenlang im künstlichen Koma. Zu Wochenbeginn teilte die Charité mit, dass sich sein Zustand verbessert habe und er sein Krankenbett zeitweise verlassen könne.
Mehrere Speziallabore haben festgestellt, dass der Oppositionelle mit einem Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet wurde. Russland behauptet jedoch, in dem Fall nicht verwickelt zu sein, und fordert Beweise für eine Vergiftung.
Nawalny könnte nach Russland zurückkehren
Mittlerweile hat der Kreml seine Bereitschaft zur Aufklärung des Giftanschlags unterstrichen. Ein Sprecher des Präsidialamtes in Moskau sagte am Dienstag, jeder wäre glücklich, wenn sich Nawalny wieder erholen würde. Der Kremlkritiker könne auch gerne nach Russland zurückkehren.
Für Alexej Nawalny scheint dies durchaus eine Option zu sein, wie mehrere Nachrichtenagenturen berichten. Er habe Pläne, bald von Deutschland nach Russland zurückzukehren, schreibt Nawalnys Sprecherin Kira Yarmysh auf Twitter. Auf die Nachfrage von Journalisten betonte Yarmish, es habe nie eine andere Option als die Rückkehr nach Russland gegeben.
Die russische Regierung wünscht sich derweil Zugang zu den Untersuchungsproben und Analysen von Nawalny. Putin forderte auch die gemeinsame Arbeit deutscher und russischer Ärzte.
Zuvor hatte sich der Kreml trotz Aufrufen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gesträubt, Fragen zur Vergiftung zu beantworten und jegliche offizielle Beteiligung bestritten. Der russische Aussenminister Sergej Lawrow beschuldigte den Westen gar, den Vorfall als Vorwand für die Einführung neuer Sanktionen gegen Moskau zu verwenden.