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Die Rolle des Iran beim Hamas-Terror
Aus Tagesgespräch vom 03.11.2023. Bild: zvg/Simone Hulliger
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Krieg im Nahen Osten «Iran ist für den Terror der Hamas mitverantwortlich»

Der Iran ist der grösste Geldgeber der Hamas. Welche Rolle spielt das Land im Krieg in Nahost? Gilda Sahebi ist im Iran geboren und in Deutschland aufgewachsen. Sie kennt den Iran und den Nahen Osten bestens und hat die wichtigsten Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Gilda Sahebi

Ärztin, Politikwissenschaftlerin und freie Journalistin

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Gilda Sahebi ist im Iran geboren und in Deutschland aufgewachsen. Sie ist ausgebildete Ärztin, studierte Politikwissenschaftlerin und arbeitet als freie Journalistin. Schwerpunktmässig schreibt sie über Antisemitismus und Rassismus, Frauenrechte und den Nahen Osten.

SRF News: Israel ist das grosse Feindbild für die iranische Führung. Wieso?

Gilda Sahebi: Bereits bevor die iranische Regierung 1979 an die Macht kam, war Israel «der verhasste Staat» in der Region. Die iranische Führung sah darin eine Chance und stabilisierte ihre eigene Machtposition, indem sie sich als Anführerin der Muslime darstellte. Dieses Narrativ bespielen sie bis heute.

Besonders interessant finde ich das Verhältnis der iranischen Führung zur Hamas. Das Regime ist schiitisch und die Hamas sunnitisch. Für das schiitische Regime sind die Sunniten ebenso «schlimm» wie Juden. In diesem Konflikt konzentriert es sich aber auf das Feindbild der Juden, und die Feindschaft zu den Sunniten wird zweitrangig. Dies zeigt, wie wichtig dem iranischen Regime die Propaganda «Israel, der Feind» ist.

Meiner Ansicht nach wäre der Terroranschlag ohne die islamische Republik nicht möglich gewesen.

War die iranische Regierung in den Plan der Hamas, Israel anzugreifen, involviert?

Das ist die Kernfrage, und ich glaube nicht, dass wir jemals eine ehrliche Antwort bekommen werden. Das iranische Regime lügt ständig. Mit Sicherheit kann gesagt werden, dass es der grösste Geldgeber ist. Die Hamas bekommt Waffen, Kampfausbildungen und Geld vom iranischen Regime. Meiner Ansicht nach wäre der Terroranschlag ohne die islamische Republik nicht möglich gewesen.

Wie weit wird Iran in diesem Konflikt gehen?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das iranische Regime Israel direkt angreifen wird. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es die Hisbollah zu weiteren Angriffen aus dem Norden auffordert. Ein direkter Angriff würde die USA involvieren. Diese haben bereits zwei Flugzeugträger in die Region geschickt und damit gezeigt, dass sie nicht tatenlos zusehen werden. Für die iranische Regierung geht es immer nur um den eigenen Machterhalt. Darauf wird alles ausgerichtet. Die Führung weiss, sobald die USA eingreifen, ist die eigene Macht in Gefahr. Deshalb glaube ich nicht, dass Iran einen ausgewachsenen Krieg riskieren würde.

Das iranische Regime stellt sich derzeit als Führer aller Muslime dar.

Wie kommt es in der Bevölkerung an, dass Iran Gelder für die Hamas ausgibt? Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung?

Seit Jahren gibt es immer wieder Proteste und eine der Hauptforderungen ist: Hört auf, ausländische Milizen zu finanzieren und lasst das Geld bei uns im Land. Den Menschen geht es schlecht. Eine Mittelschicht gibt es kaum noch. Die Inflation ist sehr hoch. Ich habe eine Freundin. Immer wenn ich sie frage, wie es ihr geht, spricht sie von den Preisen. Diese wirtschaftlichen Probleme sind es, die die Menschen der Führung vorwerfen.

Welche Auswirkungen hat der Krieg im Nahen Osten auf die iranischen Frauenproteste?

Meiner Meinung nach negative. Das iranische Regime stellt sich derzeit als Führer aller Muslime dar. Sie sprechen von der «Achse des Widerstands», die sie anführen. Unabhängige Beobachterinnen und Beobachter sind schon lange der Meinung, dass jede politische Stärkung von aussen eine Schwächung der Opposition im Inneren bedeutet.

Das Gespräch führte Simone Hulliger. Mitarbeit: Géraldine Jäggi

Tagesgespräch, 03.11.2023, 13 Uhr ; 

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