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Tote nach Raketeneinschlag auf Golanhöhen
Aus Tagesschau vom 27.07.2024.
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Krieg im Nahen Osten Raketenangriff auf Fussballplatz: Darum droht eine Eskalation

Ein Raketenangriff auf den von Israel besetzten Golanhöhen mit zwölf Toten droht Israel und die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah an den Rand eines offenen Kriegs zu bringen. Was genau passiert ist – die Übersicht.

Verheerender Raketenangriff auf Fussballplatz: Am Samstagabend wurden bei einem Raketenangriff in der Ortschaft Madschd al-Schams auf den von Israel besetzten Golanhöhen mindestens zwölf Menschen im Alter von 10 bis 20 Jahren, die meisten von ihnen Kinder und Jugendliche, getötet. Eine Rakete schlug dort auf einem belebten Fussballplatz ein. Bei dem Geschoss habe es sich um eine iranische Rakete vom Typ Falak-1 gehandelt, die nur die Hisbollah verwende. Das hätten forensische Untersuchungen ergeben, sagt Israel.

Untersuchung eines Tatorts mit zerstörten Fahrrädern durch vier Menschen in Warnwesten auf einem Sportplatz.
Legende: Rettungskräfte inspizieren das Gebiet auf dem Fussballplatz auf den israelisch besetzten Golanhöhen. Ammar Awad/Reuters

Israels Gegenreaktion: Israel machte die Hisbollah für den Angriff verantwortlich und griff nach Angaben seines Militärs noch in der Nacht eine Reihe von Terrorzielen der Miliz im Libanon an. Unter den Zielen hätten sich auch Waffenlager sowie terroristische Infrastruktur befunden, teilte das israelische Militär mit. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.

SRF-Korrespondenten: «Kritischer Punkt ist erreicht»

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Einschätzung von SRF-Korrespondentin Anita Bünter und SRF-Korrespondent Jonas Bischoff:

In den vergangenen Monaten hat die Hisbollah trotz ihren fortwährenden Angriffen auf den Norden Israels möglichst versucht, hohe zivile Opferzahlen zu vermeiden. Dies, weil sie keinen grösseren Krieg provozieren wollte. Dass die Hisbollah nun kategorisch dementiert, für den Angriff verantwortlich zu sein, dürfte ein – eher verzweifelter – Versuch sein, eine weitere Eskalation zu vermeiden. Denn mit der Tötung von über zehn Kindern und Jugendlichen auf israelischer Seite ist ein kritischer Punkt in diesem Konflikt erreicht.

In den vergangenen über neun Monaten gegenseitiger Angriffe haben beide Seiten – Hisbollah und Israel – versucht, keine informellen roten Linien zu überschreiten. Doch nun ist das geschehen. Das Risiko einer grossen Eskalation, die auch die ganze Region in den Konflikt hineinziehen könnte, ist jetzt grösser denn je. Israel muss sich die Art und Weise der Reaktion gut überlegen. Denn ein grosser Krieg gegen die schwer bewaffnete und von Iran unterstützte Hisbollah würde nicht nur dem Libanon enorm schaden, sondern auch Israel.

Hisbollah dementiert Angriff: Die Hisbollah dementiert kategorisch, für den Angriff auf den Fussballplatz verantwortlich zu sein. Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari bezeichnete dies als eine «Lüge».

Neue Eskalationsgefahr: Der Vorfall löste international Angst vor einer Eskalation der Gewalt in der Region aus. UNO-Vertreter riefen beide Parteien nachdrücklich zu «grösstmöglicher Zurückhaltung» auf. Auch die USA und die EU verurteilten den Angriff. «Wir fordern die Parteien nachdrücklich auf, grösstmögliche Zurückhaltung zu üben und die anhaltenden heftigen Feuergefechte zu beenden», hiess es auch in einer gemeinsamen Mitteilung des Chefs der UNO-Friedenstruppe im Libanon und der Sonderkoordinatorin für das Land.

Expertin hält Fehlschuss für möglich

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Die israelische Militärexpertin Sarit Zehavi verwies gegenüber der Agentur DPA darauf, dass die Schiiten-Miliz zuvor Angriffe auf eine israelische Militärbasis auf dem Berg Hermon für sich reklamiert habe. «Es ist sehr leicht, die Basis auf dem Berg Hermon mit ungenauen Raketen, wie etwa der Falak, zu verfehlen», meinte sie. Madschd al-Schams liege unmittelbar darunter.

Israel droht mit weiterer Vergeltung: Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drohte umgehend mit Vergeltung. «Die Hisbollah wird einen hohen Preis dafür bezahlen, einen Preis, den sie bislang noch nicht bezahlt hat», sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros. Der Regierungschef wolle am Sonntag nach seiner Rückkehr aus den USA das Sicherheitskabinett einberufen, hiess es weiter.

Ferngesteuertes Auto mit Flamme in kaputtem Zaunbereich.
Legende: Bei dem Einschlag der Rakete wurden 12 Menschen, vorwiegend Kinder und Jugendliche, getötet. Atef Safadi/Keystone

Reaktionen auf den Angriff: Israels Präsident Izchak Herzog zeigte sich entsetzt über den Angriff auf den Golanhöhen. «Die Terroristen der Hisbollah haben heute Kinder brutal angegriffen und ermordet, deren einziges Verbrechen darin bestand, Fussball zu spielen», schrieb er auf X.

Krieg im Nahen Osten

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Die Konflikte in Israel, im Westjordanland und im Gazastreifen halten an. Hier finden Sie alle unsere Inhalte zum Krieg im Nahen Osten.

SRF 4 News, 28.07.2024, 01:30 Uhr ; 

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