Darum geht es: In einem Bericht für den UNO-Menschenrechtsrat zeichnen unabhängige Experten ein düsteres Bild der Menschenrechtslage im Sudan. Sie sehen plausible Anzeichen für Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit beider Konfliktparteien in dem nordostafrikanischen Land. Besonders in der Hauptstadt Khartum und der Region Darfur seien schwere Menschenrechtsverstösse festgestellt worden. UNO-Generalsekretär António Guterres sprach von einem «Albtraum der Gewalt».
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Machtkampf zweier Generäle: Im Sudan ist vor rund eineinhalb Jahren ein blutiger Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und dessen früherem Stellvertreter, Mohamed Hamdan Daglo, ausgebrochen. Während Al-Burhan die reguläre Armee SAF hinter sich hat, kommandiert Daglo die Miliz RSF, der sich weitere bewaffnete Gruppen angeschlossen haben. Der Konflikt dauert unvermindert an – und er verursache «ungeheures Leid» bei der Zivilbevölkerung, so die UNO.
Die Bevölkerung ist bloss ein Spielball zwischen den beiden Kriegsparteien.
Internationale Einmischung: Beide Kriegsparteien im Sudan erhalten Unterstützung aus dem Ausland: Während De-Facto-Machthaber al-Burhan Waffen und Geld aus Iran und Ägypten erhält, wird sein Herausforderer Daglo von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten gestützt. «Es geht in dem Krieg um Macht – und um Kontrolle über die Ressourcen», stellt SRF-Afrika-Korrespondentin Sarah Fluck fest. «Die Bevölkerung ist dabei bloss ein Spielball zwischen den beiden Kriegsparteien.»
Vergewaltigungen und Zwangsrekrutierung: Vor allem Frauen und Kinder werden Opfer von schweren Übergriffen beider Kriegsparteien, Vergewaltigung wird als Kriegswaffe eingesetzt. Dabei begehen laut der UNO vor allem die RSF-Kämpfer Massenvergewaltigungen und zwingen Menschen in die sexuelle Sklaverei. Beide Konfliktparteien betreiben Entführungen und Zwangsrekrutierungen von Kindern und Jugendlichen. Ausserdem gebe es willkürliche Festnahmen, auch komme es zu Folter.
Kämpfe ohne Rücksicht: Die Armee greift Wohngebiete aus der Luft an, es gibt Plünderungen ziviler Einrichtungen wie Spitäler, Vorratslager und privaten Eigentums – vor allem durch die RSF. Dies präge den Konflikt schon seit dessen Beginn im April 2023, so die UNO. Ausserdem werden Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und Vertreter der Zivilgesellschaft, die Rechtsverstösse dokumentierten, eingeschüchtert und bedroht.
Millionen auf der Flucht: Mittlerweile befinden sich mehr als elf Millionen Sudanesinnen und Sudanesen auf der Flucht. Das sei die weltweit grösste Flüchtlingskrise überhaupt, so die UNO. Eine der Folgen des Kriegs ist auch die prekäre bis katastrophale Ernährungslage. In weiten Teilen des Landes mit fast 51 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist sie kritisch. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat nicht genug zu essen. Insbesondere in den Flüchtlingslagern der Region Darfur herrscht schon jetzt eine Hungersnot.