Die Bilder aus der ukrainischen Stadt Butscha gingen um die Welt. Zivilpersonen, die auf der Strasse liegen, getötet von russischen Streitkräften. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat in Butscha und sieben weiteren Städten und Dörfern nordwestlich von Kiew umfangreiche Recherchen durchgeführt und am Freitag einen neuen Bericht vorgestellt.
Eine wacklige Internetverbindung, schlechte Tonqualität und dennoch unmissverständliche Worte von Agnès Callamard, der Generalsekretärin von Amnesty International, an der Medienkonferenz: Vorsätzliche Tötungen von Zivilisten seien ebenso Kriegsverbrechen wie rechtswidrige und unverhältnismässige Luftangriffe.
Hinterbliebene und Zeugen befragt
Und genau solche Kriegsverbrechen, die russische Truppen begangen haben, hat Amnesty International dokumentiert. Dabei wurden in der Region nordwestlich von Kiew über 40 Menschen befragt, die entweder mit eigenen Augen gesehen haben, wie Verwandte oder Nachbarn durch russische Truppen getötet wurden oder aus erster Hand davon erfahren haben.
Weiter sprach das internationale Recherche-Team mit etwa ebenso vielen Personen, die Luftangriffe miterlebt haben. Dabei hat AI herausgefunden, dass zum Beispiel in der Stadt Borodjanka mindestens 40 Zivilpersonen bei unverhältnismässigen und wahllosen Angriffen getötet wurden.
Anklage auf allen Befehlsebenen als Ziel
In Butscha und mehreren anderen Städten und Dörfern hat die Menschenrechtsorganisation 22 Fälle rechtswidriger Tötungen durch russische Streitkräfte dokumentiert. Beweise für diese Kriegsverbrechen sicherzustellen, sei im Hinblick auf mögliche spätere Gerichtsverfahren wichtig, betonte Callamard. Amnesty International fordert im Bericht, dass alle Verantwortlichen, auch diejenigen an der Spitze der Befehlskette, vor Gericht gestellt werden.