Schon seit Wochen kursieren in sozialen Netzwerken offensichtlich geheime Dokumente von US-Stellen zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Einige Fragen und Antworten zu den Leaks.
Was genau steht in den Veröffentlichungen? Die veröffentlichten geheimen Dokumente beinhalten US-Medienberichten zufolge unter anderem Informationen zu Waffenlieferungen an die Ukraine, Angaben zum Munitionsverbrauch. Es gibt auch Landkarten, auf denen der Frontverlauf eingezeichnet ist, und Standorte russischer und ukrainischer Truppenverbände und deren Mannschaftsstärken. Einige der als «geheim» gekennzeichneten Schriftstücke stammten vom Februar und März, wie das Nachrichtenportal «Politico» berichtete.
Informationen gab es demnach auch zu Plänen der Nato und der USA, wie das ukrainische Militär auf eine bevorstehende Frühlingsoffensive vorbereitet und bewaffnet werden soll. Auch Details zu Anzahl und Art geplanter Waffenlieferungen sowie die voraussichtlichen Lieferdaten seien vermerkt.
Sind die Dokumente echt? Der Experte Aric Toler vom Investigativ-Netzwerk Bellingcat hat herausgefunden, dass die Dokumente auf der bei Gamern beliebten Plattform für Videospiele «Discord» die Runde machten – und dann auch von russischen Nutzern etwa im Nachrichtennetzwerk verbreitet wurden. Demnach könnten sie echt sein, er wies aber auch nach, dass einige Dokumente im Nachhinein klar manipuliert wurden. Der US-Sender CNN berichtete, Regierungsmitarbeiter hätten die Echtheit der Unterlagen bestätigt.
Wer steckt hinter den Leaks? Unklar ist, wer die Dokumente veröffentlicht hat. Der Maulwurf wird jetzt fieberhaft gesucht. Die Ermittlungen richteten sich zuallererst nach innen, berichtete CNN unter Berufung auf Regierungskreise. Im Internet sind Fotografien von Ausdrucken der geheimen Dokumente zu sehen. Hunderte, vielleicht Tausende Mitarbeiter und Aussenstehende mit der entsprechenden Sicherheitsstufe hätten Zugang gehabt, sagte ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums der «Washington Post».
Wie reagierten die Ukraine und Russland auf die Veröffentlichung? Die Ukraine behauptet seit Tagen, es handle sich um von Russland gefälschte Dokumente. «Es ist ein gewöhnliches Geheimdienstspiel», meinte der Berater des Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak. Die russischen Geheimdienste hätten die Dokumente selbst erstellt, mit dem Ziel, unter den Verbündeten der Ukraine Zweifel und Zwietracht zu säen und von den nächsten Etappen im Krieg abzulenken. Russland hingegen sieht durch die Berichte in den USA einmal mehr die Verwicklung Washingtons im Konflikt in der Ukraine bestätigt. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte CNN, dass die Beteiligung der USA und der Nato an dem Konflikt weiter zunehme.
Was bedeuten die Leaks für die Partner der USA? Wie aus den Unterlagen hervorgeht, spionierten die US-Dienste auch in den Reihen der eigenen Verbündeten. Das könnte für Verstimmungen zwischen den Alliierten sorgen. Auch werfen die Veröffentlichungen neue Fragen darüber auf, wie sicher Geheimdienstinformationen sind, die andere Länder an die USA weiterleiteten, hiess es mit Blick auf den weitreichenden Austausch von geheimen Informationen zwischen den sogenannten Five-Eyes-Staaten USA, Grossbritannien, Australien, Neuseeland und Kanada.