Es ist Abend in Kiew, das Stadtzentrum leert sich langsam. Bis zur nächtlichen Ausgangssperre bleibt noch ein bisschen Zeit. Da kommt Serhii Leshchenko, ein prominenter Berater der ukrainischen Präsidialadministration, für das Interview direkt von der Arbeit ins Café.
Seit Monaten gibt es nur den Krieg
Er hat vor allem eine Botschaft mitgebracht: «Es ist sehr wichtig, dass die Welt nicht kriegsmüde wird.» Man verstehe zwar, dass diese Müdigkeit eintreten werde. «Das versteht ganz besonders unser Präsident. Schliesslich reden wir Ukrainer seit Monaten immer über das Gleiche. Über den Krieg.»
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«Aber worüber sollten wir sonst sprechen?», fragt Leshchenko rhetorisch. Der Krieg ziehe sich in die Länge – und das zum Nachteil der Ukraine, ist er überzeugt. «Die Zeit spielt Putin in die Hände. Er hat immer noch riesige Ressourcen und viele Waffen.»
Jeden Tag sterben viele Ukrainer
Die russische Armee werde ihre Angriffe nicht einstellen. Putin könne den Krieg ewig weiterführen. Zwar würden die Ukrainer die Russen an vielen Frontabschnitt aufhalten. «Aber leider ist der Preis, den die Ukraine bezahlt, sehr hoch. Jeden Tag fallen sehr viele ukrainische Soldaten. Es sterben Zivilisten.»
Die Ukraine braucht Waffen, mit denen sie die Russen aufhalten kann.
Die Frage sei, wie man Putin an den Verhandlungstisch bringe. «Der Krieg muss für Putin viel teurer werden», ist Leshenko überzeugt. Dafür brauche es härtere Sanktionen – und die Ukraine brauche mehr Waffen. «Und zwar solche, mit denen wir die Russen aufhalten können.»
Putin hat immer noch riesige Ressourcen und viele Waffen.
Kein Ende des Krieges abzusehen
Mehr Waffen, härtere Sanktionen. Es sind dies bekannte ukrainische Positionen. Mag sein, dass manch einer im Westen dieser Forderungen aus Kiew müde ist. Der Krieg aber geht weiter.
Das Café, in das Leshchenko für das Interview gekommen ist, schliesst an diesem Abend früh. Die Kellnerin muss schauen, dass sie noch vor Beginn der Ausgangssperre nach Hause kommt.