In Kiew fleht ein todesmutiger Staatsführer den Westen an, schnell Waffen zu schicken. «Ich brauche Munition, nicht eine Fluchtgelegenheit,» so seine Botschaft an den Westen.
Weitere Waffenlieferungen aus den USA sind nun unterwegs. Zusätzliche 350 Millionen Dollar hat Joe Biden am Freitag locker gemacht, was die US-Militärhilfe an die Ukraine innerhalb eines Jahres auf insgesamt 1 Milliarde Dollar erhöht. Die Frage ist bloss, wie und ob die Waffen Kiew in nützlicher Frist erreichen.
Gefahrenlage wurde erkannt
Dabei haben die Strategen im Weissen Haus früh mit einer russischen Invasion gerechnet. Präsident Joe Biden sagte Mitte Januar: «Ich gehe davon aus, dass Putin etwas tun wird.» Schon Monate vorher hatte sich im Weissen Haus ein Krisenstab formiert, ein sogenanntes «Tiger Team», das Handlungs-Szenarien für den Ernstfall entwickelte.
Tatsächlich reagierte die Biden-Regierung während der Eskalationsphase koordiniert. Sie führte intensive diplomatische Verhandlungen und stellte in Absprache mit den europäischen Ländern ein scharfes Sanktionspaket bereit.
Die wirtschaftlichen Strafmassahmen wurden etappiert, um während der Eskalation eine Hebelwirkung zu behalten, ganz nach Schulbuch. Zudem orchestrierte die US-Regierung eine noch nie gesehene Informations-Kampagne. Sie dokumentierte minutiös den russischen Truppenaufbau. «Eine Invasion kann jederzeit geschehen,» sagte der höchste Sicherheitsberater Jake Sullivan am 13. Februar, 10 Tage vor dem russischen Angriff.
Waffenlieferungen kamen zu spät
Heute lässt sich sagen: Die Krisenstrategie der USA ist leider gescheitert. Und in Washington gibt es zunehmend ernstzunehmende Stimmen, ausserhalb des Parteienhickhacks, die auf Kardinalfehler hinweisen, wie John Herbst von Atlantic Council, oder Alexander Vindman, Sicherheitsratsmitglied aus der Trump-Regierung.
Diese Kritiker sagen, es sei ein Fehler gewesen, von Anfang an auszuschliessen, dass die USA Truppen in die Ukraine schicken würden. Man hätte die Option auf dem Tisch lassen müssen, wie etwa im Fall Taiwan. Kardinalfehler Nummer zwei: Viel zu spät wirksame Waffensysteme in die Ukraine zu schicken. Und drittens hätten wirklich schmerzhafte Wirtschaftssanktionen früher in Kraft gesetzt werden müssen, nicht erst nach der Invasion.
Für die Biden-Regierung, die sich intensiv für eine Deeskalation eingesetzt hat, muss diese Kritik bitter schmecken. Tatsache ist, dass die USA und der Westen in der Abschreckung des russischen Angreifers versagt haben. Und nun schafft Wladimir Putin neue Fakten in Europa.